Update 20.11.16 - Vollgedämmtes Gartenhaus mit Dachbepflanzung

Auf Pinterest teilen per E-Mail teilen IC-send-mail Drucken IC-print-circle
  • Schwierigkeit
    mittel
  • Kosten
    4000 €
  • Dauer
    Mehr als 4 Tage
  • Öffentliche Wertung

Mit ein paar Zentimetern fing alles an - genauer gesagt mit ein paar Zentimeter zu niedrigen Türen.


Ich suchte lange Zeit nach einem ca. 3x3 m großen Gartenhaus. Unabhängig von Hersteller, Material und Preisniveau hatten alle Häuser eines gemeinsam: als m.E. recht normal gewachsener Mann (1,85 m groß) müsste ich immer beim Ein- und Herausgehen den Kopf einziehen. Dies mag eine sehr subjektive Wahrnehmung sein, aber ich fände dies sehr störend. 

Zudem verstehe ich nicht, warum auch Hersteller höherwertiger Häuser, z.B. Biohort, derart kleine Türen verbauen. Dies scheint mir eine Marktlücke zu sein.

Nach langer Recherche fand ich zwei Häuser mit passendem Grundriss, die eine vermeintlich höhere Tür hatten, jedoch auch ca. 2.000 € gekostet hätten - ohne Fundament, Farbe, Innenausbau etc..

Mir wurde bewusst, dass ich für weniger Geld kein Haus bekäme, das mir zusagt. Wenn es jedoch schon so teuer wird, sollte es auch individuell und genau an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sein. Wie in meinem ersten Projekt ersichtlich habe ich ein Faible für begrünte Dächer und wollte mich damit von der Masse der anderen langweiligen Gartenhäuser bzw. Garagen abheben.

Nach langer Überlegung und auch recht ausführlichen Kalkulationen beschloss ich schließlich, das Haus selbst zu bauen.

Als maßgebliche Inspiration diente mir folgende sehr anschauliche Anleitung. Ich habe einiges abgewandelt (mehr dazu bei den einzelnen Schritten), ich kenne jedoch keine bessere Anleitung für ein solches Projekt.

Neben dieser Anleitung möchte ich an dieser Stelle folgende Seiten weiter empfehlen:

Eurocode-statik-online: Hier gibt es verschiedene Rechner um die Stabilität von Holzkonstruktionen zu berechnen. Ich nutzte dies zur Berechnung des Abstandes und der Dimensionen der Dachsparren.

U-Wert.net: Wer sich mal etwas mit den bauphysikalischen Eigenschaften, insb. der Dämmfähigkeit, seines Hauses beschäftigen möchte, kann hier Wand-, Dach- und Bodenaufbauten konfigurieren und unterschiedliche Kennzahlen sehr gut verständlich darstellen lassen. Die Nutzung der sehr umfangreichen Basis-Version erfordert eine Anmeldung, ist jedoch kostenlos, und macht echt Spaß!

Los geht's - Schritt für Schritt

1 10

Allgemeine Infos

Anleitung zu einzelnen Schritten mit Maßangaben


2 10

Fundament/Bodenplatte

Fundamentgrube
Schalung steht, Folie liegt, der Beton kann kommen!
Der Beton wurde eingebracht, die Schalung hält!
Der ausgehärtete Sockel
Nach dem Auftragen der Dichtungsschlämme und dem Begradigen von "Beulen" entlang der Kanten

Das Wichtigste für den geraden und festen Stand des Hauses ist das Fundament.


Welche Variante?

Ich überlegte lange Zeit welche Variante ich wähle. Der Garten ist an der Stelle des Hauses etwas abschüssig - ca. 15 cm auf 3 Meter Länge - so dass ein Streifenfundament mit Bodenplatte m.E. die einfachste und beste Möglichkeit war diesen Höhenunterschied auszugleichen.

Eine Variante mit Holzbalken die auf Metallträgern liegen, die einbetoniert werden (siehe Anleitung von selbermachen.de) schien mir aufgrund des Höhenunterschiedes nicht angemessen und aufgrund der Anzahl der zu setzenden Träger zudem zu aufwendig.

Das Loch:

Um das Ganze einigermaßen frostverträglich zu gestalten schachtete ich das Streifenfundament ca. 60 cm tief aus.

Den Bereich zwischen dem Streifenfundament deckte ich mit einer Baufolie ab. Das Ganze entspricht damit m.E. einem typischen Fundamentaufbau, nur dass bei richtigen Häusern unterhalb der Fundamente i.d.R. noch eine kapillarbrechende Schicht eingebracht wird.

Von der Oberkante der Schalungsbretter bis zur Erde in der Mitte waren es ca. 15 cm. Ich entschied mich aufgrund des Aufwandes und des relativ geringen Gewichtes des Hauses gegen eine Armierung.

Anschlüsse:

Ich legte um ein bereits an dieser Stelle vorhandenes Erdkabel einen Kabelkanal. Zudem drückte ich ein leeres Rohr (mit 45 Grad Bogen) von innen gegen den äußeren Erdrand, so dass es oben über den Rand schaut und damit später weitere Anschlüsse gelegt werden können, falls benötigt.

Der Beton:

Der Betonmischer kippte gut 3 Kubikmeter - m.E. sind das ca. 6 Tonnen! - in meine Schalung. Ich war ziemlich nervös aber der Beton blieb da wo er hin sollte und alles blieb in Form. Der frische Beton sah toll aus!

Ich verwendete Fertigbeton mit den Spezifikationen C 25/30 F4 Dmax 16. Auf Abziehpatsche oder Innenrüttler habe ich aufgrund der relativ geringen statischen Belastungen die mein Haus mit sich bringt verzichtet. Ich habe den Beton mit einer Holzlatte gerade gezogen und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Sichtbeton ist es sicher nicht aber das war auch nicht der Anspruch.

Als der Beton ausgehärtet und die Schalung entfernt war brachte ich an der Außenseite Dichtungsschlämme auf um die Wasseraufnahme zu reduzieren.

Fertig! Meine erste selbst gegossene Bodenplatte.

3 10

Innengestaltung

Die eigentliche Innengestaltung - z.B. der Bau einer Werkbank - folgt noch.

To be continued...

4 10

Der Rahmen

20 cm lange Schrauben schraubt man nicht jeden Tag :-)
Nach entsprechender Vorbereitung ging das Zusammenschrauben der Rahmenteile schnell
Zwischenlagerung um die untere Seite mit Grundierung/Farbe zu behandeln
Der Rahmen steht!
Nahaufnahme
Unter dem Holz verlegte ich Mauerstreifen (Dachpappe) als Barriere gegen aufsteigende Feuchtigkeit
Die Vorderseite behandelte ich mit Grundierung und Fensterlack (Maßhaltigkeit!), die anderen Seiten nur mit Imprägnierung
Tür und Fenster werden eingesetzt, der Rand mit Bauschaum befüllt

Das Holz:


Aufgrund der Anleitung von selbermachen.de entschied ich mich für den Rahmen größtenteils Hölzer mit den Maßen 6x12 cm zu nehmen.

Auf Basis meiner eigenen Anleitung (s.o.) markierte ich die Stellen an denen geschraubt werden soll und fräste dort Löcher mit einem Flachfräsbohrer, so dass der Schraubenkopf darin versenkt werden kann und nicht übersteht.

WICHTIG: Jede Verbindung mit je zwei Schrauben fixieren. Das habe ich nicht konsequent gemacht, so dass sich manche Balken leicht verdreht haben.

Der Schutz:

Vorderseite komplett sowie alle Seiten unten bekamen Grundierung und Capalac Venti von Caparol, da mir dies für maßhaltige Bauteile wie Fenster empfohlen wurde. Von der Rahmenkonstruktion sieht man am Ende nur die schmale Leiste vorne unter der Tür aber da die Konstruktion eine ganze Weile so rumstand und der Witterung ausgesetzt war wollte ich nicht an der falschen Stelle sparen.

Die anderen Rahmenteile behandelte ich mit einer farblosen Holzlasur.

Die Schrauben:

Die Teile pro Rahmen verschraubte ich mit 200 mm langen Spax Hi.Force. Die fertigen Rahmenteile verschraubte ich mit 140 mm langen Schrauben derselben Sorte.

Mit derart großen Schrauben hatte ich vorher noch nicht gearbeitet aber wenn man den Akkuschrauber auf Bohren stellt kommt man gut voran und es macht Spaß! :-)

Fenster/Tür:

In der Anleitung von selbermachen.de wird das Fenster und die Tür passgenau in den Rahmen gesetzt. Mir wurde empfohlen den Rahmen etwas größer zu lassen und die Lücke dann mit Schaum zu füllen, damit sich die Bewegungen des Holzes nicht so sehr auf Tür/Fenster auswirken. Macht für mich in der Theorie Sinn und so habe ich es dann auch nicht.

5 10

Die Dachsparren

Vorderseite
Rückseite
Fertig.

Ganz üble Nummer... Bisher wusste ich nicht mal wie man Stechbeitel schreibt bzw. was man damit macht und dachte ich kann die Dachsparren mit Kreis- und Stichsäge schon irgendwie ausklinken. Von wegen.


Ich habe zwei komplette Tage damit verbracht die Sparren halbwegs gleichmäßig auszuklinken, gesägt und vor Allem gehämmert ohne Ende und habe mich dabei nicht sehr souverän angestellt. Ich habe auch einen Sparren falsch herum angesagt - 35 € futsch. Es war auch unnötig die Sparren von soweit vorne schmaler werden zu lassen, aber was zählt ist das Ergebnis und das wurde doch ganz passabel.

An der Auflagefläche sind sie dünner geworden als ich vorhatte. Ich befestigte sie daher nicht wie ursprünglich geplant mit Schrauben von oben nach unten in den Rahmen sondern mit Sparren-Pfettenverbindern am Rahmen, wodurch die Last des Daches vielleicht etwas besser auf den Rahmen geleitet wird und die Sparren nicht brechen.

Wenn irgendwann das Dach runter kommt dann weil ich hier zuviel ausgeklinkt habe. Aber bis jetzt steht noch alles :-)

Mein Tipp: Zimmermann fragen!

Da man das äußere Ende der Sparren auch am Ende sieht habe ich sie vorher komplett grundiert und mit weißer Lasur bestrichen.

6 10

Dämmung

Zuerst die Dampfsperrfolie an der Dachunterseite, ...
dann Profilbretter als Verkleidung und als Tragfläche für die Dachdämmung
Von außen müssen die Zwischenräume der Sparren geschlossen werden.
Die Sparrenzwischenräume von oben vor...
... und nach dem Einbringen der Dämmung
Anschließend wird alles "eingepackt" und von der Unterspannbahn umhüllt
Darüber kommen sowohl auf dem Dach...
... als auch an den Wänden Latten zur Hinterlüftung (hier fehlen sie noch an der Vorderseite)
Innen geht es weiter mit dem Einbringen der Holzweichfaserplatten
Langsam wird es ein Haus :-)
Das Schneiden der Platten - es sind eher Matten - sollte draußen erfolgen, da sie sehr stauben

Warum Dämmung?


Keine Ahnung :-) Ich werde das Haus nicht bewohnen und es gibt keinen wirklichen Grund. In der Anleitung von selbermachen.de wurde es jedoch auch gemacht und ich fand es interessant. Zudem fand ich es vielversprechend in dem Haus auch frostempfindliche Dinge wie Farben über den Winter lagern zu können.

Preislich hat das Material hierfür ganz schön reingehauen aber ich hoffe, dass alles hält und ich so schnell nicht wieder da ran muss.

Zudem wurde die Konstruktion dadurch verkompliziert und ich musste unendlich oft Folie zuschneiden, ankleben, antackern. Ohne Dämmung geht es schneller und günstiger - aber dann ist das Haus eben nicht gedämmt.

Das Material:

Ich entschied mich in den Wänden Holzweichfaserplatten zu verbauen, die neben guten Dämmeigenschaften vor Allem natürlich sind und auch eventuelle Feuchteeinfälle verkraften, anders als z. B. Mineralwolle.

Im Dach verwendete ich Zellulose, die normalerweise als Einblasdämmung verwendet wird. Ich zerrieb das Paket und stopfte die Sparrenzwischnräume damit aus, eine recht staubige Angelegenheit.

Der Aufbau:

Ich informierte mich im Vorfeld sehr detailliert, da ich vorher keine genaue Ahnung von der Funktionsweise von Dämmung hatte, insb. was das Zusammenspiel von Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschieden angeht.

Wie in den oben veröffentlichten PDFs ersichtlich brachte ich an der Innenseite jeweils Dampfsperrfolie an, dann zwischen den PFosten bzw. Sparren das Dämmmaterial und außen eine Unterspannbahn. Über diese sollte dann Latten verlegt werden und schließlich die Außenverkleidung.

Warum außen Folie und keine OSB-Platten?

In der Anleitung von selbermachen.de wird an der Innen- und Außenseite Dampfsperrfolie und OSB-Platten als Verkleidung angebracht. Mehrere Quellen beschrieben jedoch, dass bei mehrschichtigen Holzkonstruktionen der Innenraum bzw. die Innenseite der Dämmung möglichst diffusionsdicht und der Außenseite der Dämmung möglichst diffusionsoffen sein sollte. Daher entschied ich mich für die von mir gewählte Variante.

7 10

Dachaufbau

Basis des Daches sind 18 mm OSB-Platten. Dickere wären stabiler, aber die hätte ich wahrscheinlich nicht rauf gekriegt :-) OSB-Platten sind nicht gerade leicht.
Für die Ablaufstutzen habe ich zwei Löcher gebohrt
Zuerst wird Geovlies aufgebracht
Die Ablauflöcher müssen berücksichtigt werden
Dann die Teichfolie. Der Flansch der Ablaufstutzen wird mit Heißluft passend geformt, dann wird der Stutzen mit Kleber versehen, eingesetzt und festgenagelt
Hier kommen die Dachbewohner :-)
Die Sedumpflanzen benötigen spezielles vulkanisches Substrat, wachsen darin aber sehr schnell fest
Auf ca. 10 qm haben etwa 140 Pflänzchen ein neues Zuhause.
Jetzt zum Herbst sind sie kaum noch grün sondern rot, was jedoch normal zu sein scheint
Ich bin gespannt wie sie sich entwickeln und die Fläche später aussieht

Auch das Dach habe ich selber gebaut, habe mich hierbei jedoch sehr an der Anleitung von selbermachen.de (siehe oben) orientiert, sowohl was den Aufbau als auch das Material (insb. Ablaufstutzen und Pflanzen) angeht. Alles hat perfekt geklappt und ich bin von dem Ergebnis begeistert!


Ein begrüntes Dach sieht nicht nur toll aus, sondern reduziert (bis zu einem gewissen Maße) auch die Regenmenge die durch das Fallrohr läuft und irgendwo anders versickern muss, da das Substrat sehr aufnahmefähig ist und Wasser lange speichern kann.

8 10

Außenverkleidung

Mit einem Druckluftnagelgerät befestigte ich Profilbretter als Außenverkleidung
Es ging schnell voran
Fast fertig :-)
Manches Zuschneiden hat etwas länger gedauert...
Dann ging es mal wieder ans Pinseln. Ein schönes hellblau sollte es sein
Zwischenräume dichtete ich an vielen Stellen mit Kompriband ab

Als Verkleidung bekommt das Haus eine Außenfassade aus Profilbrettern. Diese befestigte ich mit einem Druckluftnagelgerät - da kommt Freude auf!


Zwischenräume an den Ecken, am Dach und um die Sparren dichtete ich an vielen Stellen mit Kompriband ab um zu verhindern, dass es sich Insekten und anderes Getier in den Zwischenräumen bequem machen.

Wie auch bei selbermachen.de entschied ich mich für eine hellblaue Außenfarbe welche ich anmischen ließ.

9 10

Feinschliff

Weiße Bretter oben rund ums Dach und noch eine Außensteckdose - von außen ist es fertig!

Die Außenecken verkleidete ich mich PVC-Winkelstücken. An Tür- und Fensterrahmen konnte ich die zwar deutlich teureren aber optisch passenderen Holzwinkelstücke nehmen - diese wären an den Außenecken jedoch zu kurz gewesen.


Zwischenräume zwischen den Holzwinkelstücken und Tür bzw. Fenster dichtete ich mit Silikon ab.

10 10

Boden

Wand und Decke sind verkleidet, der Boden jedoch noch nicht.
Ausgleichsschüttung CW2000 als Basis.
Alles schön verteilen und glatt ziehen, ...
dann Folie rüber legen ...
... und schließlich die OSB-Platten verleimen und aneinander legen.

Licht und Strom habe ich inzwischen schon angeschlossen. Was noch fehlt ist eine Dämmung des Bodens. Hier entschied ich mich für eine Schüttdämmung mit CW2000. 

Das Zeug wird auf der Fläche verteilt (Atemschutz empfehlenswert, da sehr staubig!) und glatt gezogen. Der Profi nimmt für sowas Nivellierleisten; ein langes, schmales und gerades Stück Multiplexplatte aus der Reste-Abteilung des Baumarkts tut es aber auch.

Über diese verlegte ich eine Folie und anschließend miteinander verleimte OSB-Platten.


Rechtlicher Hinweis

Bosch übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit der hinterlegten Anleitungen. Bosch weist außerdem darauf hin, dass die Verwendung dieser Anleitungen auf eigenes Risiko erfolgt. Bitte treffen Sie zu Ihrer Sicherheit alle notwendigen Vorkehrungen.


Tags

  1. Projekt des Monats

Du brauchst Hilfe beim Nachbau dieses Projekts?
Die Mitglieder der Community helfen dir hier in unserem Forum gerne.

Meinungen und Reaktionen

Wie hat dir das Projekt gefallen? Indem du deine Meinung mit uns teilst, hilfst du uns und anderen Community-Mitgliedern zukünftige Inhalte zu verbessern.

  • Öffentliche Wertung