Terrarium mit leuchtenden Echsen
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Schwierigkeitmittel
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Kosten150 €
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DauerMehr als 4 Tage
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Öffentliche Wertung
Viele Terrarienbauer zeigen bei der Inneneinrichtung gestalterisches Geschick und handwerkliches Können, aber von außen bleibts ein simpler OSB- MdF- oder Spanplatten- Klotz mit weißen oder braunen Plastiklüftungen. Das finde ich passend für eine Terrarienanlage im Keller, aber im Wohnzimmer möchte ich schon eher ein Möbelstück nach meinem Geschmack haben. Es sollte zur Einrichtung passen und etwas Besonderes sollte dabei sein! Das Besondere ist in diesem Fall die Nutzung der sowieso vorhandenen Innenbeleuchtung als Effektleuchte von außen, sowie die beiden eingravierten Echsen.
Warum Holz und nicht Glas? Holz hält die Wärme im Terrarium und hilft ein stabiles Klima zu schaffen. Der Unterhalt ist günstiger (was bei mehreren Terrarien richtig im Portemonnaie spürbar ist) und weniger störanfällig. Selbst bei feuchteren Becken wähle ich immer Holz. Bei Aquaterrarien würde ich entweder ein Aquarium ins Terra setzen oder das Terrarium mit H-Profilen auf das Aquarium. Zudem fühlen sich die meisten Tierarten wohler, wenn nicht von allen Seiten „Feinde“ auf sie lauern könnten. Obwohl Glasbearbeitung (brechen, Kanten schleifen, Silikonverklebung) recht simpel ist und auch nur wenig Spezialwerkzeug erfordert, haben aber die meisten doch recht große Angst davor. Zudem sind die m2-Preise für Endkunden recht hoch.
Das 105. Zeichen der sechsten Schnitzeljagd ist "u".
Du brauchst
- Säge, Dremel, Schleifer
- flexiblen Fliesenkleber
Los geht's - Schritt für Schritt
Der Kasten
Zuerst habe ich einen Kasten aus Multiplex mit den Maßen 135x47x65cm(lxbxh) gebaut. Das Maß ergab sich durch den vorhandenen Schrank.
Die Front unten weicht mit 15cm Höhe erheblich vom Standartmaß ab. Die üblichen 5-10cm waren mir aber deutlich zu wenig, weil ich gerne mindestens 10cm Bodengrund einbringe, um den Tieren das Graben zu ermöglichen.Oben ist die Blende 20cm, damit die dahinter liegenden Leuchtstoffröhren nicht blenden (also ist‘s eigentlich eine Nichtblende,Unblende, oder so… ;-) ).
Die Frontteile sind schwarz gebeizt und wieder angeschliffen. Die übrigen Teile sind in Buche gebeizt. Es ist wichtig, dass der Abstand zwischen oberer und unterer Blende auf gesamter Länge auf den mm genau gleich ist, weil dort ja 2 passende Scheiben eingesetzt werden müssen.
Der Deckel ist zweiteilig, 1 Streifen vorne und 1 Streifen hinten. In der Mitte ist über die gesamte Breite ein 15cm breiter Drahtgazestreifen. Auf der linken Seite ist in 15cm Höhe eine große Lüftung mit Drahtgaze und Aluleisten als Rahmen. Dort hatte ich einen kleinen PC-Ventilatorin einem Stück Korkeiche verbaut, der aber nie lief, weil der Luftaustausch ausreichend war. Innen wurde der Kasten komplett satt mit Epoxydharz gestrichen,außen mit AquaClou Holzlack.
Innengestaltung
Wie in einigen tollen Projekten von anderen Usern hier schon ausführlich beschrieben, besteht auch bei mir die Inneneinrichtung aus Styropor, das mit flexiblem Fliesenkleber bestrichen und anschließend mit Epoxydharz gestrichen wurde. Ich färbte allerdings nicht den Flexkleber ein,sondern lackierte mit einem grottigen Rewell Airbrushset für 25€ inkl Kompressor (danach ruhte das Thema Airbrush für 5 Jahre!) die Steinfärbung. Das ist mir dank meines fehlenden Geschicks und des grottenschlechten Airbrushsets zwar einigermaßen misslungen, aber umso erfreulicher war es, dass ich nur eine Teilgestaltung der Rückwand machte und so vom Ergebnis ablenken konnte… :-D
Die Höhlen sind nicht so schräg, weil keine Wasserwaage zur Hand war, sondern weil es Höhlenbewohner meist lieben, wenn sie Kontakt mit Boden und Decke haben. Außerdem macht es die Höhlen variabler in den Nutzmöglichkeiten. Der „abgeschnittene Baumstamm“ diente immer als bevorzugter Sonnenplatz (die Höhle darin hab ich viel zu klein gemacht – die wurde außer von Grillen und Heuschrecken von keinem Tier genutzt) Zur Gestaltung: Denkt bitte bei der Gestaltung in erster Linie an eure Tiere! Das kleine Habitat, das ihr ihnen anbietet, kann durch sinnige Einrichtung und Gestaltung um ein vielfaches vergrößert werden! Einem Bodenbewohner bringt es rein gar nix, wenn ihr bis zum Deckel schön aussehende einzelne Steinchen aufklebt, die den Tieren keine Möglichkeiten zum Klettern bieten. Achtet auf zusammenhängende Klettermöglichkeiten mit abnehmendem Vorsprung und für die Tierart passende Verstecke, die euch aber trotzdem zugänglich bleiben!
Glas schneiden/brechen
Die 4mm Scheiben laufen in handelsüblichen Schiebeschienen. Das Höhere wird oben verbaut, das Schmale unten. Ich messe die Scheiben erst aus wenn die Schienen verklebt sind. Dazu messe ich den Abstand zwischen Oberkante der unteren Schiene und Unterkante der oberen Schiene und addiere 2mm – zur Kontrolle an mehreren Punkten messen. Die Scheiben lassen sich dann bequem einsetzen und sitzen sicher.
Die Scheibenbreite ergibt sich aus der halben Terrarienbreite plus 5cm bei gewünschter 10cm Überlappung der beiden Scheiben.
Die Glasplatte auf eine absolut ebene und saubere Unterlage legen und eine Anschlagschiene befestigen. Hier müsst ihr noch den Versatz eures Glasschneiders bedenken (bei mir sinds 3mm, hat 7€ gekostet). Dann tief durchatmen und EINMAL mit dem Glasschneider an der Schiene entlang das Glas anritzen – richtig fest aufdrücken! Probiert einfach mal an einem Reststück – es ist echt keine Hexerei... Die Platte dann entweder mit einer sündteuren, aber geilen Glasbrechzange oder aber einer Fliesenzange (Schnittlaufzange, hab ich jahrelang benutzt) brechen. Das funktioniert richtig gut, wenn ihr die Platte so weit über den Tisch stehen lasst, dass die Zange gut greift. Unter den Ritz legt ihr ein dünnes Rundholz (3/4mm), kleinere Stücke könnt ihr auch über der Tischkante brechen. Die Zange nun mit dem unteren Metallfinger direkt unter dem Ritz platzieren, die Flügel greifen auf der Seite des Ritzes. Die Flügel drücken die Glasplatte auf beiden Seiten auseinander und der Finger drückt von unten. So springt das Glas exakt am Ritz entlang bei einem beherzten Druck auf die Zange. Das Glas sollte in einem Zug ohne Unterbrechung geschnitten werden. Mit ein bisschen Übung kann man dann Glas bis 8mm ohne Zange oder Unterlage von Hand brechen. Aber egal, wie lange ihr übt – ohne ritzen klappts nicht ;-)
Die Gravur
Ich setzte mich einfach 28 Tage vors Terrarium und wartete, bis die Bartagame günstig als Modell saß (siehe erstes Foto).
Dann öffnete ich die Scheibe ein Stück und pauste einfach die Konturen ab! (Foto 2)
Okay ich gestehe, das war gelogen…
Ein schönes Portrait einer Bartagame und ein Ganzkörperfoto eines Leopardgeckos dienten mir als Vorlage. Der Leo musste nicht verändert werden, weil klar war, welche Teile graviert werden. Bei der Bartagame habe ich erst einmal die Helligkeit und den Kontrast stark erhöht, damit ich ein detailärmeres Bild erhielt. In passender Größe ausgedruckt habe ich die Bilder dann mit Klebeband auf die Rückseite der Scheibe geklebt und mit dem Dremel einfach die Konturen abgepaust. Ist nicht allzu schwer, ist aber was ganz Besonderes.
Die Effektbeleuchtung
Im Terrarium ist die Beleuchtung den ganzen Tag an. Da ich beleuchtete Motive sehr mag (siehe Projekt http://www.1-2-do.com/de/projekt/Wandlampe/anleitung/705/ ), wollte ich die vorhandene Beleuchtung nutzen, um einen Akzent zu setzen. Dazu zeichnete ich die Kontur des gewünschten Echsenmotivs auf die obere Blende und schnitt es mit der Stichsäge aus. Sinnigerweise macht man das VOR der Montage. Ich war allerdings im Baurausch und vergaß es! Also musste ich es im fertigen Terrarium dann nachträglich sägen. Das macht wesentlich mehr Arbeit… Innen habe ich dann 2 passende Plexiglasplatten angeschraubt zwischen die ich farbige Transparentfolie legte. Die Farben apricot und dunkelrot wählte ich, weil unser Wohnzimmer in apricot/orange Wischtechnik gestrichen ist und eine bordeauxrote Bordüre hat.
Sonstiges
Die nicht gestalteten Teile der Rückwand habe ich mit Kokosfasermatten beklebt. Darauf dann noch Korkeichenstücke. An dieser Rückwand klettern sowohl die Bartagamen, als auch die Leopardgeckos relativ häufig, weil sie sehr guten Halt dort finden. Als Bodengrund vermischte ich gewaschenen Spielsand mit etwas ungedüngter Blumenerde, wenig Torf und Rindenstücken (kein Mulch). Torf verwende ich zwar aus ökologischen Erwägungen nur ungern, aber er gibt dem Boden durch den sauren ph-Wert einen guten Schutz vor Pilzen und Bakterien. Mein Geheimtipp: im Handel ist Lehmpulver erhältlich. Ein bissi davon in den Bodengrund gemischt ergibt einen Boden, in dem die Tiere sogar Höhlen bauen können. Hat man erst mal die Mischung raus, kann man den Boden zwischen logger-floggisch und zementhart recht genau einstellen! Ich gebe übrigens einen Hauch Lehmpulver auch immer beim Wechsel in den Spielsand meiner Kinder. Dann lassen sich phantastische Burgen bauen!!! Dort, wo die Schiebescheiben an die Seitenwände stoßen, verbaue ich immer einen Streifen oberer Schiebeschiene. Dadurch entsteht kein Spalt an der Seite, durch den Futtertiere entweichen können. Da ich schon üble Verbrennungen bei Schlangen und Echsen gesehen habe, bringe ich Wärmestrahler immer außerhalb des Terrariums an. Hier habe ich einen Beleuchtungskasten gebaut, der mit einem Keramikstrahler (sieht aus wie eine Glühbirne aus Keramik), einer Repti-Sun-Glühbirne und einem 150W Ultravitalux (30min/Tag)bestückt ist. Im Terrarium sind 2x36W Leuchtstoffröhren aus dem Terraristikzubehör eingebaut. Das Terrarium hat uns einige Jahre begleitet und musste dann einem wesentlich größeren Exemplar weichen.Die Vergesellschaftung der tagaktiven Bartagamen und der nachtaktiven Leopardgeckos funktioniert übrigens sehr gut – auch wenn viele Terrarianer es als No-Go betrachten. Sofern man beiden Arten genug Raum einrichtet und die Inkubation und Aufzucht von Jungtieren in getrennten Terrarien durchführt, habe ich mit der Vergesellschaftung keinerlei Probleme gehabt. Bei Fragen stehe ich euch sehr gerne zur Verfügung.Vielen Dank im Voraus für eure Kommentare und Bewertungen.
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