Werkzeuge für Heim & Garten

Selbstzentrierendes Spannfutter für die Drechselbank


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    20 €
  • Duration
    Unter 1 Tag

Drechseln macht süchtig! Einmal damit angefangen, kann man einfach nicht mehr damit aufhören.

Wie jede Sucht, kostet auch das Drechselhobby leider verdammt viel Geld. Um hier nicht in die Beschaffungskriminalität abzudriften muss also der Heimwerker versuchen, kostengünstige Lösungen für seine Probleme zu finden.
Wer (wie ich) nicht selber schmieden kann, kommt unglücklicher Weise nicht um den Kauf von teuren Drechseleisen herum. Zum Glück kann man aber bei anderen Dingen richtig Geld sparen...

Das (in den späten 1980er Jahren vom Australier Leslie Longworth entwickelte) selbstspannende Drechselfutter kostet im Handel derzeit ca. 170,- EUR. Meiner Meinung nach viel zu teuer für so ein zwar geniales, aber eigentlich recht simpel gebautes Dings.

Die Grundidee hinter der Konstruktion ist, auch größere Schalen schnell, sicher und vor allem werkzeuglos so spannen zu können, dass der Schalenboden endbehandelt (also z.B. der Rezess oder Spannzapfen sauber nachgedrechselt) werden kann.

Anleitungen zum Bau dieses speziellen Drechselfutters findet man zuhauf im www, und auch ein Forenmitglied (Conan) hat mal ein solches Futter gebaut.

Wichtig für mich war in erster Linie, die Kosten hierfür so gering wie möglich zu halten um im Falle eines Scheiterns nur einen geringen Verlust zu haben.

Alle Materialien bis auf die Türstopper hatte ich in meinem Fundus, daher kann ich die Kosten nur grob schätzen.


Du brauchst
  • Cordless screwdriver
  • Random Orbit Sander
  • Sägestation
  • Oberfräse
  • Multiplex
  • Schrauben
  • Unterlegscheiben
  • Flügelmuttern
  • Flachrundschraube
  • Mutter, selbstsichernd
  • Wand-Türstopper
  • Planscheibenring
Schritt 1 4

Kreise

Planscheibe ausmessen
Planscheibe ausmessen
Maß auf Zirkel übertragen
Maß auf Zirkel übertragen
1. Kreis
1. Kreis
2. Kreis mit 12mm größerem Radius
2. Kreis mit 12mm größerem Radius
3. Kreis 15mm Abstand zum Rand
3. Kreis 15mm Abstand zum Rand
4. Kreis mittig zwischen Kreis 2 und 3
4. Kreis mittig zwischen Kreis 2 und 3
5. Kreis mittig zwischen Kreis 2 und 4
5. Kreis mittig zwischen Kreis 2 und 4

Auf einer 35 cm x 35 cm großen Multiplexplatte markiere ich mit Bleistift die Mittellinien und die Diagonalen. Dann messe ich den Durchmesser meiner Planscheibe und zeichne mit einem Zirkel einen Kreis in der gleichen Größe um den Mittelpunkt der MPX-Platte.

Dann zeichne ich einen zweiten Kreis mit 12mm größeren Radius.
Den dritten Kreis zeichne ich mit 15mm Abstand zum Rand.
Ein vierter Kreis wird genau mittig zwischen Kreis 2 und drei gezeichnet.
Dann zeichne ich noch einen fünften Kreis genau mittig zwischen Kreis 2 und 4.

Zum Schluss zeichne ich mir noch den äußeren Kreis an (in meinem Fall mit Durchmesser 350mm). Hier säge ich später die Platten rund aus.


Schritt 2 4

Kreisbögen

Kreisbögen setzen
Kreisbögen setzen
Platten verbinden
Platten verbinden
fräsen
fräsen
die ersten vier Bögen zwischen Kreis 2 und 3
die ersten vier Bögen zwischen Kreis 2 und 3
die restlichen vier Bögen nur zwischen Kreis 5 und 3
die restlichen vier Bögen nur zwischen Kreis 5 und 3
Schleifen
Schleifen
Fräsungen ebenfalls schmirgeln
Fräsungen ebenfalls schmirgeln

Die Zirkelspitze wird auf den Schnittpunkt der vertikalen Mittellinie und 4. Kreis gesetzt, der Stift auf den Schnittpunkt der selben Mittellinie und Kreis 2. und dann in einem Kreisbogen nach links geführt, bis man den 3. Kreis erreicht hat.

Im Uhrzeigersinn wird dies sinngemäß weitergeführt:
Zirkelspitze auf Schnittpunkt Diagonale / Kreis4, Zirkelmine auf Schnittpunkt Diagonale / Kreis2, Kreisbogen bis Kreis3 nach links gehend zeichnen.
Und so weiter, von jedem Schnittpunkt einer Geraden mit dem 4. Kreis. Also insgesamt 8 mal.
Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht, wenn man sich die Bilder ansieht.

Mit Doppelklebeband verbinde ich nun die beiden Multiplexplatten deckungsgleich miteinander und lege zur Schonung meiner Werkbank noch gleich ein Opferholz drunter.

Dann fräse ich die ersten vier Kreisbögen aus:
Die Spitze meines Fräszirkels setze ich auf den Schnittpunkt vertikale Mittellinie / Kreis 4 (so wie vorhin meinen Zirkel), der 6mm Fräser wird auf den ersten Kreisbogen ausgerichtet und dann fräse ich vorsichtig durch beide Multiplexplatten. Natürlich nicht auf einmal, sondern in vier Stufen.
Als nächstes wird nun genauso der
- Kreisbogen Nummer 3 (Mittelpunkt ist der linke Schnittpunkt der horizontalen Mittellinie und Kreis 4),

- Kreisbogen Nummer 5 (Mittelpunkt: obere Schnittpunkt der vertikalen Mittellinie und Kreis 4)

- und Kreisbogen Nummer 7 (Mittelpunkt: rechter Schnittpunkt der horizontale Mittellinie und Kreis 4) gefräst.

Dann noch die restlichen vier Kreisbögen. Hier wird aber nur der Bereich zwischen Kreis 5 und Kreis 3 ausgefräst!

Auch hier helfen wieder die Bilder.

Nachdem alles gefräst ist, kann ich nun mit der Bandsäge die Scheiben entlang der äußeren Markierung aussägen.

Nun noch "Bedienlöcher" zwischen die Ausfräsungen nahe dem Außenrand bohren. In einem Anfall von geistiger Umnachtung nehme ich hierfür einen 6mm Bohrer.
Erst später stelle ich fest, dass größere Löcher sinnvoller wären: Mithilfe der Löcher, die als Griffmulden dienen, werden die Scheiben später nämlich gegeneinander verdreht. Jetzt muss ich erstmal mühsam eine Bohrschablone bauen, mit deren Hilfe ich die 6mm Löcher mit dem 19mm Forstnerbohrer möglichst mittig aufbohren kann. grrr.

Die Scheiben trennen, Doppelklebeband entfernen und mit dem Exzenterschleifer (K120 / K180) schön glatt machen.
Die Ausfräsungen bearbeite ich noch mit Schmirgelpapier, damit die Schrauben später auch gut flutschen und das Futter sich gut spannen lässt.



Schritt 3 4

Zusammenbau

Den Rand muss ich noch gleichmäßig drechseln!
Den Rand muss ich noch gleichmäßig drechseln!

Die konischen Gummi-Türstopper aus dem Baumarkt erscheinen mir ideal, um sie als Halter für die Werkstücke herzunehmen. Auf der breiten Seite bohre ich das vorhandene Loch mit einem 10mm Bohrer ca. 2,5mm tief auf. So ist der Schraubenkopf später im Gummi versenkt, was das Verletzungsrisiko minimiert und den Drechseleisen notfalls auch zugute kommt.

Als nächstes nehme ich mir meine beiden Scheiben, drehe eine davon um und bohre mit dem 6mm Bohrer exakt (!) mittig ein Loch. Wie auch bei den Fräsungen für die Kreisbögen vorher muss man wirklich darauf achten so genau wie möglich zu arbeiten, da das Futter sonst später auf der Drechselbank eiert.

Durch dass Loch stecke ich die Flachkopfschraube, auf der Rückseite kommt eine Beilagscheibe drauf und das Ganze wird per selbstsichernder Mutter verschraubt. Natürlich darf man die Mutter nicht auf Teufel komm raus anknallen, die Scheiben sollen sich immernoch leicht, aber spielfrei bewegen lassen.
Auf die Rückseite schraube ich nun noch meinen Planscheibenring bzw. in meinem Fall die Planscheibe.

Jetzt werden die Maschinenschrauben mit den Gumminöppeln frontal durch die gefrästen Kreisbögen gesteckt, auf der Rückseite kommt eine Beilagscheibe drauf und mit den Flügelmuttern wird das ganze fixiert.

Die Probe aufs Exempel:
Lässt sich alles einwandfrei bewegen? Ja, sieht gut aus!

Jetzt kann ich das Spannfutter das erste mal auf die Drechselbank schrauben und auch gleich noch den Rand gleichmäßig drechseln.

Und weil es so schön ist, spanne ich mir auch gleich noch die erste Schale ein um den Zapfen zu entfernen.

Schritt 4 4

Abmaße & Fazit

Die Größe des Futters wird natürlich durch die maximale Höhe über dem Bankbett bestimmt. meine Drechselbank hat eine maximale Höhe von 17,5 cm woraus sich ein möglicher Durchmesser von 35 cm ergibt.

Mit dem von mir gebauten Futter kann ich nun Werkstücke mit einem Durchmesser zwischen 14,5 cm und maximal 30 cm spannen und bearbeiten.

Natürlich sollte man so ein Futter immer nur in normaler Drehrichtung (also nur gegen den Uhrzeigersinn!) und vor allem niemals mit voller Drehzahl laufen lassen!
Mehr als 800 Umdrehungen / Minute sollte man tunlichst vermeiden.


Fazit:

Was soll ich sagen? Das Futter funktioniert! Erstaunlich gut sogar. Ich hatte ehrlich gesagt damit gerechnet, dass das Futter wohl ziemlich eiern würde - dem ist zum Glück aber nicht so! Scheinbar habe ich sauberer gearbeitet, als ich es selber von mir gewohnt bin...

Der Bau hat mir mal wieder viel Spaß gemacht, ich habe mir einen Haufen Geld gespart, und das Beste:

Ich habe endlich mal einen sinnvollen Beitrag zur monatlichen Heimwerker-Herausforderung gemacht.




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