Schiffskanone mit Stufenlafette
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Schwierigkeitmittel
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Kosten80 €
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DauerMehr als 4 Tage
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Öffentliche Wertung
Die Idee diese Kanone zu bauen schlummert seit vielen Jahren in mir. Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich kein Waffensammler bin noch verherrliche ich Waffen jedweder Art. Hier stand ausschließlich die Faszination der Technik und mein Handwerkliches Können im Vordergrund. Gleichwohl sollte es einer echten täuschend ähneln.
Als erstes stand die Planung an denn, es sollte schon so realistisch wie möglich sein. Es waren einige Recherchen erforderlich bis ich mein Vorhaben in der Tat umsetzen konnte. Ich studierte so ziemlich alles was ich Online zu diesem Thema finden konnte. Von besonderem Interesse waren historische Bilder denn, diese boten mir den Grundstock für meine Version.
Es ist kein Nachbau einer bestimmten Kanone, sondern, orientiert sich an allem was ich gefunden hatte. Das Rohr entspricht den historischen Daten und wäre es in der Größe aus Eisen so würde es etwa 50 kg wiegen und es wäre auch Schussfähig. Da ich kein Interesse an eine Schussfähige Waffe habe war klar, dass es eine Drechselarbeit werden muss.
Ich zeige hier nicht jeden einzelne Schritt denn, ich denke das wäre zu viel des Guten. Wenn sich jemand eingehendere Informationen wünscht gehe ich gern darauf ein. In dem Fall sende mir eine persönliche Nachricht.
Du brauchst
- Drechselbank
- Bandsäge
- Rückensäge
- Akkuschrauber
- Bohrmaschine
- Winkelschleifer
- Woodcarverscheibe
- Beitel flach
- Beitel hohl
- Diverse Messmittel
- Körner
- Hammer
- Forstnerbohrer Ø45 mm
- Forstnerbohrer Ø40 mm
- Diverse Schleifmittel
- Feilen
- Holz- und Metallbohrer
- Lötbrenner
- Zangen
- 4 x Leimholbretter | Buche (1000x400x18 mm)
- 1 x Rundstab | Buche (Ø40 x 1000 mm)
- 3 x Latte | Lärche
- 1 x Flachstahl | Stahl (1000x30x2 mm)
- 4 x Alte Drahtstifte (Nägel) | Stahl
- 64 x Hufnagel | Stahl (4x2x50 mm)
- 1 x Juteseil | Jute (Ø16 x 3000 mm)
- 1 x Umwicklungsgarn | Baumwolle
- Diverse weitere Hölzer | Holz
- 1 x Holzleim
- 1 x Milliput schwarz
- 1 x Buntlack schwarz | Dose (125 ml)
- 1 x Sprühlack | Dose (400 ml)
- 4 x Schrauböse | Stahl
- 4 x Ring | Messing
Los geht's - Schritt für Schritt
Planung
Als erstes galt es das was ich bauen möchte in irgendeiner Form zu Papier zu bringen. Hier war die Größe und Form des Kanonenrohrs das wichtigste denn, diese Bestimmt die Größe der Stufenlafette.
Das Kanonenrohr, die Seitenteile der Lafette und den Durchmesser der Räder habe ich mittels CAD erstellt. Hieraus konnten dann die entsprechenden Zeichnungen abgeleitet werden. Insbesondere war hier ein Ausdruck der Konturen des Kanonenrohrs im Maßstab 1:1 wichtig.
Alle übrigen Teile entstanden anhand von Bildmaterial welche ich im Internet fand. Es gibt also für diese Teile keine Zeichnungen.
Bretter für den Rohling verleimen
Das Kanonenrohr sollte eine Länge von 800 mm und an der dicksten Stelle, ein Durchmesser von 135 mm haben.
Ich entschied mich für Stabverleimtes Buchenholzbretter aus dem Baumarkt. Der Grund hierfür war, dass diese auf Dauer am Stabilsten sein würden. Hätte ich es aus einem Größeren Stück Massivholz hergestellt bestünde die Gefahr, dass sich diese im Lauf der Zeit verformen könnte.
Ich kaufte also vier Bretter welche ich dann mittig trennte um daraus die acht Stücke zu erhalten die für den Rohling erforderlich waren.
Hier möchte erwähnen, dass bei einem Rohling dieser Größenordnung man seiner Sache bezüglich Verleimungen sehr sicher sein sollte. Hier dürfen keine Fehler passieren denn, dieser Rohling hat ein Gewicht von 12 kg und wenn die auf der Drechselbank in Drehung versetzt werden möchte man nicht, dass da etwas auseinanderfliegt.
Bohrungen für den Lauf und Neigungsachse
Auch wenn von vornherein klar war, dass diese Kanone niemals einen Schuss abgeben würde, so war mir aber dennoch daran gelegen, es so authentisch wie möglich zu fertigen. Aus diesem Grund musste der Lauf auch entsprechend ausgeführt werden.
Da ich keine Möglichkeit hatte diese Bohrung auf 650 mm Länge in eines auszuführen bediente ich mich ein kleiner Trick. Die ersten 10 cm sind mit einem Forstnerbohrer Ø45 eingebracht worden. Hierfür habe ich meine Bohrmaschine in meine mobile Bohrmaschienenhalter eingesetzt.
Die beiden Hälften des Rohlings wurden mit Schraubzwingen zusammen geklemmt. Die Bohrmaschienenhalter wurde ausgerichtet und auf dem Rohling dann festgeschraubt damit es nicht während des Bohrvorgangs verrutschen kann.
Rohling für die Drechselbank vorbereiten
Bei einem Rohling dieses Gewichtes sollte die Montage an der Drechselbank wohlüberlegt sein.
Ein Ende ist mit einer offenen Bohrung versehen. Um diese spannen zu können habe ich mir hierfür ein Stopfen gedrechselt welche genau in der Bohrung passte. Am anderen Ende des Stopfens habe ich ein 60° Kegelsenker verwendet damit der Mitlaufende Spitze tiefer eindringen kann. So bietet es deutlich mehr halt als würde es einfach dagegen gepresst werden.
Runddrehen
Der Rohling ist nun soweit zum Einspannen an der Drechselbank fertig. Als erstes muss der Rohling rund werden.
Formgebung
Jetzt kommt die Konturenzeichnung im Maßstab 1:1 zum Einsatz.
Hier wird die Kontur abgenommen und auf den Rohling übertragen. Auf dieser Weise sind langwierige Messarbeiten nicht erforderlich.
Neigungsachse
Hierfür wurde ein Rundholz aus Buche Ø40 mm gekauft. Es stellte sich allerdings heraus, dass diese nicht wie angegeben 40 mm, sondern etwas über 41 mm war. Folglich musste es auf das passende Maß gebracht werden.
Räder
Die Bohle für die Räder habe ich geschenkt bekommen. Es war ein Dachbodenfund in der Firma indem ich arbeite. Die Bohle aus Fichtenholz ist mindestens 60 Jahre alt also hierfür perfekt geeignet. Im Bild sind die Vorder- und Hinterräder mit jeweils Durchmesser 100 mm und 120 mm.
Die Stufenlafette
Hier werde ich nicht auf jeden einzelnen Schritt eingehen da ich denke, die Bilder ausreichend aussagekräftig sind. Das verwendete Holz ist Lärche welche von dem Bau unsere Sonnenterrasse übriggeblieben war.
Die Radachsen
Für die Radachsen habe ich Kanthölzer aus meinem Fundus verwendet. Deren Herstellung ist nicht aufwendig doch es muss recht genau gearbeitet werden damit es hinter passt. Das ist wichtig denn, passen sie nicht genau könnte die Lafette schief werden. Auch könnte es geschehen, dass ein Rad in der Luft hängt.
Die Kanthölzer werden als erstes auf die korrekte Länge gebracht und anschließend werden die Radaufnahmen an der Drechselbank angedreht.
Der Keil
Der Keil dient der Ausrichtung des Kanonenrohrs auf das Ziel. Durch vor oder zurück schieben verändert sich die Neigung des Rohrs. Obwohl eine solche (echte) Kanone eine Reichweite von ein bis zwei Kilometer hatte, kann man sich vorstellen, dass das Zielen auf hoher See mehr mit Glückspiel zu tun hatte als alles andere. Aus diesem Grund wurden Gefechte eher aus deutlich geringeren Entfernungen ausgetragen.
Der Keil muss derart sein, dass es ausreichende Bewegung erlaubt um das Rohr nach oben oder nach unten zu bewegen. Wenn also das Rohr in der Waagerechten ist, muss der Keil genau in der Mitte der Kontaktstelle sein. In diesem Fall beträgt daher der Keilwinkel 20°. Auch muss der Keil einen Griff aufweisen damit es bewegt werden kann. Für mein Griff habe ich ein Stück Kirschenholz verwendet den ich noch herumliegen hatte.
Montage der Räder
Die Räder sind inzwischen mit den Ziernägel und Farbe behandelt worden. Auch wurden die Distanzringe angefertigt.
In den Achsen müssen noch rechteckige Durchbrüche eingebracht werden da die Hufnägel welche die Räder in Position halte nicht rund sind. Das Vorgehen hier ist recht einfach. Es werden zwei Bohrungen Ø2 mm direkt nebeneinander durch die Achse eingebracht. Anschließend, wird ein Hufnagel rotglühen erhitzt und in die zwei Bohrungen eingebracht. Auf dieser Weise brennt sich die Form des Hufnagels in das Holz. Man darf den Nagel allerdings nicht ganz einschieben damit noch ausreichend Material vorhanden bleibt um eine Keilwirkung zu erzeugen anderenfalls, würden die Nägel einfach lose in das Loch liegen.
Die Metallbeschläge
Die erforderlichen Beschläge gibt es nicht passend zu kaufen. Daher war es nötig, diese selbst herzustellen. Ich werde an der Stelle nicht auf jedes Detail eingehen da die Bilder gut aufzeigen wie bzw. was ich es gemacht habe. Es wurde Flachstahl 30 mm x 2 mm verwendet.
Das Seil
Schiffskanonen werden mit diversen Seilen und Taue versehen. Sie Dienen der Befestigung an der Schiffswand als auch der Bedienung. Wenn eine Kanone abgefeuert wurde entstand ein erheblicher Rückstoß von mehreren Tonnen und die Taue müssen dies halten können. Aus diesem Grund sind die Taue auch recht dick. Nachdem die Kanonen dann erneut geladen wurde wurden die Taue, Seile und Seilzüge genutzt um die Kanone erneut ich Schussposition zu bringen.
Es wurden hauptsächlich Taue und Seile aus Hanf oder Jute verwendet. Ich habe an meinem nur das Hauptseil angebracht. Es ist Ø16 mm x 3 Meter und aus Jute.
Die Enden müssen derart behandelt werden, dass es nicht auseinandergeht. Hierfür habe ich mich der alten Methode des Garnumwickelns bedient. Auch gängiger Praxis wäre das Splicen gewesen jedoch habe ich mich aus Gründen der Optik dagegen entschieden.
Das Zubehör
Normalerweise bestand die Mannschaft die eine Kanone bediente meist aus ca. fünf Leute. Um ihre Aufgabe erfüllen zu können mussten sie auch entsprechende Werkzeuge zur Verfügung haben. Ich habe hier nur die wesentliche angefertigt obgleich, es viele weitere gibt.
Als erstes braucht man (neben viele andere Dinge) natürlich auch Kanonenkugeln. Diese hier sind aus Vollstahl und haben ein Durchmesser von 40 mm.
Auch benötigte man etwas um das Pulver in das Rohr zu bringen sowie etwas um nach zu stopfen.
Auch durfte ein Eimer nicht fehlen. Oftmals waren mehrere in unterschiedlichen Größen vorhanden.
Fazit
Es war viel Arbeit und die Herstellung hat mir sehr viel Freude bereitet. Hier und da hatte ich mehr Material eingekauft als erforderlich da ich dachte, dass ein oder andere würde nicht auf Anhieb klappen. Es kam aber anders als erwartet und alles hat gleich beim ersten Mal funktioniert. So habe ich also noch etwas Material für das nächste Projekt (was auch immer das sein wird) übrig.
Ein passendes Zuhause dafür musste gefunden werden. Das Wohnzimmer schied aus da meine Frau das nicht wollte. In mein Büro in der oberen Etage unseres Hauses steht meine alte Drechselbank (aus dem Jahr 1920) und genau hier passt es perfekt hin.
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