Portalkran Marke Eigenbau
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Schwierigkeitmittel
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Kosten260 €
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DauerMehr als 4 Tage
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Öffentliche Wertung
Im Herbst letzten Jahres habe ich den Sportbootführerschein Binnen (Motor und Segel) gemacht. Daraufhin habe ich mir eine gebrauchte Segeljolle gekauft, um flexibel überall segeln zu können, wo ich gern möchte. Leider hat mir später die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht, bevor ich überhaupt richtig damit angefangen habe. Ich werde das Segeln nicht komplett aufgeben, aber es bei weitem nicht so häufig machen können, als ich ursprünglich wollte. Somit werde ich das Boot wieder verkaufen und, bei Bedarf eben eine Segeljolle irgendwo ausleihen, wenn ich mal ein oder zwei Stunden segeln möchte. Hat ja auch Vorteile, also weniger Aufwand. Drei Projekte sind dabei allerdings dennoch übrig geblieben. Eines davon möchte ich gern hier vorstellen: ein Selbstbau-Portalkran. Vorab möchte ich sagen, dass dies wahrscheinlich bei jeglicher Sicherheitsprüfung durchfallen würde. Dennoch möchte ich diese Lösung gern hier vorstellen. Im Nachhinein bin ich vielleicht auch ein bisschen froh, diese doch etwas wackelige Konstruktion nicht ständig auf und abbauen zu müssen, aber der Kran kam tatsächlich schon produktiv zum Einsatz, wenn auch nicht für das Boot.
Los geht's - Schritt für Schritt
Grund für dieses Projekt
Das Boot wollte ich auf einem PKW-Anhänger transportieren, so wie es auf dem Bild zu sehen ist. Das größte Problem dabei ist es, die Jolle hoch und herunter zu heben. Der Rumpf wiegt um die 75kg. Diese lassen sich zu zweit relativ gut tragen, aber die Höhe ist das Problem. Man muss die Jolle über einen Meter hoch heben, um sie auf den Kastenanhänger drauf zu bekommen. Klar kann jetzt der ein oder andere schlaue Fuchs sagen, dass es dafür Bootstrailer gibt, aber genau das wollte ich eben nicht haben. Der Trailer muss auch irgendwo geparkt werden, braucht TÜV, eine Versicherung etc. Und der Kastenanhänger war sowieso vorhanden. Also brauchte ich eine Möglichkeit, das Boot auf den Anhänger rauf und vom Anhänger herunter heben zu können.
Ideensammlung für die Umsetzung
Erster Gedanke war eine Art Portalkran. Man könnte damit das Boot anheben, Anhänger drunter schieben und das Boot darauf dann einfach absetzen. Die fertigen Portalkräne sind aber sehr teuer. Außerdem muss es möglich sein, diesen so weit zusammen zu klappen, dass er in den Kasten des Anhängers passt, damit er auch transportiert werden kann. Die Teile dürfen also nicht länger als 1,70m sein.
Ein weiterer Gedanke war es, einen Schwenkarm an die Deichsel zu montieren. Allerdings ist es wahrscheinlich sehr aufwendig, die Verbindungen so zu gestalten, dass sie auch halten. Und schweißen kann ich auch nicht, habe ich zumindest noch nie gemacht. Irgendwie konnte ich mich damit nicht wirklich anfreunden.
Dann gibt es noch die zusammenklappbaren Werkstattkräne. Die sind preislich sehr attraktiv und auch sonst vielversprechend. Aber der Fuß muss konstruktionsbedingt unter den Anhänger geschoben werden. Dann bekommt man den Anhänger nicht mehr rausgefahren, wenn das Boot am Kran hängt.
Pfeiler oder Stützen
Als tragende Stützen sind es Baustative geworden. Diese haben eine Traglast von je über 200kg auf dem Papier. Genau weiß ich das nicht mehr. Das sollte für mein Boot reichen. Die Stützen gehen bis auf 2,80m hoch zu stellen. Somit ist auch die Höhe gewährleistet. Etwas Kopfzerbrechen bereitet mir die Tatsache, dass das Boot 3,65m lang ist und somit nach vorn oder nach hinten weg kippen könnte. Aber der Kran soll das Boot ja nur nach oben anheben. Zusammengeklappt sind die Träger weit unter 1,70m und passen so problemlos in den Anhänger.
Und wenn ich sie mal für was anderes benötigte, kann man sie jederzeit dafür verwenden ;-)
Befestigung einer Handseilwinde an einem der Stative
Ich habe absichtlich eine Handseilwinde mit 10m Stahlseil genommen, um unabhängig von jeglichen Elektroanschlüssen zu sein. Diese habe ich dann einfach in das Rohr des Stativs geschraubt. Einziger Nachteil: das Innenrohr geht nun natürlich nicht mehr weiter einzuschieben. Somit habe ich eine Mindesthöhe von etwa 1,80m für den Kran. Aber damit kann ich leben. Für den Transport nehme ich halt das Innenrohr komplett raus und lege es daneben.
Erster Versuch der Trägerstange und ein kompletter Reinfall
Ein neuer Träger musste her
Ich bin daraufhin einfach mal in eine Baumarkt gefahren, um mir neue Ideen zu holen. Und diese kam erstaunlicherweise recht schnell: eine Stahlbaustütze. Noch im Laden habe ich sie auf über 2m ausgezogen, sie quer über Regale gelegt und mich drangehangen. Super, sie hält mein Gewicht aus. Zusammen geschoben ist sie allerdings etwa 1,80m lang, also 10cm länger als mein Anhänger. Ja gut, muss sie eben schräg drin liegen...
Also habe ich das Teil gekauft und zu Hause gleich ausprobiert. Ich habe die Stütze auf die Baustative gelegt und mit mir selbst getestet. Hält. Super :-)
Die Umlenkrollen
Ich habe nun versucht, die vorhandenen Umlenkrollen irgendwie mit der neuen Stange zu verheiraten. Nach einigen hin und her stellte ich fest, dass ich wohl mit anderen Rollen besser kommen würde. Und irgendwas Wackeliges bauen wollte ich auch nicht. Schließlich hängt das komplette Gewicht dort dran.
Neue Rollen und Halterungen müssen her
Stattdessen habe ich zusätzliche Pfostenanker gekauft, welche an die Stütze passen. Weiterhin habe ich mir 4-Tonnen-Umlenkrollen zum Anhängen, eine M24-Edelstahl-Gewindestange (1m) und dazu passende Muttern bestellt. Idee war, dass ich die Betonanker einfach mit der Öffnung nach unten an die Stange dran hänge und dann mit der Gewindestange die Rolle befestige. Die Löcher in den Betonankern habe ich mit einem Stufenbohrer gebohrt und dabei festgestellt, dass meine Bohrmaschine extrem stinkt und sehr heiß wird, wenn sie etwas länger läuft. Nun ja, sie hat ja auch schon mehrere Dekaden hinter sich... Die Löcher habe ich somit auf Raten gebohrt und die Bohrmaschine immer wieder auskühlen lassen.
Anbau der Rollen an der Stange
Nun musste auch die Gewindestange gekürzt werden. Ich hatte irgendwo gelesen, dass man eine Gewindestange stets mit der Hand sägen sollte, damit das Gewinde nicht beschädigt wird. Nun ja, ich habe es versucht, aber recht schnell festgestellt, dass ich mich dabei blöde sägen würde. Letztendlich habe ich es doch mit der Flex gemacht. Und ja, das Gewinde wurde an der Schnittstelle natürlich beschädigt, was ich aber mit einer Halbrundfeile problemlos richten konnte. Und nachfeilen sollte man auf jeden Fall sowieso, um den entstandenen Grat zu entschärfen. Wahrscheinlich ist es wesentlich schwieriger, bei dünneren Stangen die Schnittstelle so wieder herzurichten, dass das Gewinde wieder in Takt ist.
Hinweis an dieser Stelle: zum Einspannen der Gewindestange in den Schraubstock sollte man zwingend Muttern drauf schrauben und die Stange an den Muttern einspannen, damit das Gewinde intakt bleibt. Um zu verhindern, dass sich die Stange beim Bearbeiten dreht, kann man zwei Muttern fest gegeneinander arretieren. Ansonsten dreht sich die Stange schneller raus, aus einem lieb ist.
Der nachfolgende Schritt ist es, das alles zu montieren. Ich habe noch etwas Abflussrohr als Abstandshalter rechts und links der Rolle zurecht gesägt. Damit wird die Rolle seitlich etwas fixiert. Also Seil durch gefädelt und alles zusammen gepuzzelt. Bereits beim Zusammenbau habe ich einen ganz großen Nachteil meiner Konstruktion festgestellt: Um später das Baustativ von der Baustütze zu trennen, müssen beide Rollen abgebaut werden, damit das Stahlseil von den Rollen gelöst werden kann. Ja gut, dies nehme ich nun halt so hin.
Wichtig ist, dass sich die Rollen nicht aufeinander zu bewegen, also seitlich verrutschen können. Ansonsten knallt die Last eventuell nach unten, wenn die Rollen sich bei Belastung zusammen schieben. Gleichzeitig sollte auch die Stahlstütze vor ungewolltem Zusammenschieben gesichert werden. Die Löcher dafür sind ja bereits von Haus aus vorhanden, sodass man problemlos Rollen als auch die Stütze selbst arretieren kann.
Testlauf unter „Laborbedingungen“
Für einen ersten Testlauf musste ein Paket Mineralwasser her halten. Ja gut, das wiegt nur etwas mehr als 9kg. Diesen Test hat mein Kran mit Bravour bestanden. Ein Belastungstest mit meiner Wenigkeit folgte kurz darauf. Auch dies hat meine Konstruktion gehalten.
Erster Praktischer Einsatz
Für den eigentlichen Zweck wird der Kran nun leider nicht mehr eingesetzt werden. Auf der einen Seite bin ich auch ganz froh darüber, weil die Handhabung nicht ganz so trivial ist, wie ich erhofft habe. Auch steht alles ein wenig wackelig. Erstaunlicherweise hat sich dennoch ein erster praktischer Einsatz ergeben, bei dem ich meine Konstruktion zum ersten Mal produktiv nutzen konnte. Ein ca. 5,50m langer Balken musste auf ca. 2,40m hohe Pfosten gehoben werden. Meine Frau und ich hatten zuerst händisch versucht, aber der Balken war meiner Frau einfach zu schwer, um ihn auf die Höhe zu heben. Also musste mein toller Kran ran.
Ergebnis: Nun ja, eine ziemlich wackelige Angelegenheit, zudem auch noch der Untergrund schräg ist. Wir haben den Balken auf mehreren Stufen angehoben und auf Gegenständen, zuletzt auf Leitern abgestützt. Bei etwa 2m musste der Kran dann passen, weil sonst die Schwerkraft größer geworden wäre und die Konstruktion Richtung Gefälle umgekippt wäre. Den Rest habe ich dann aber per Hand gehoben.
Fazit: Ein wackeliges Gestell, welches aber durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Und dass ich diesen Kran so schnell mal gebrauchen könnte, hätte selbst ich nicht gedacht
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