Werkzeuge für Heim & Garten

Ladestation für iPhone 6s


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    10 €
  • Duration
    Unter 1 Tag

Meine Frau hat zum Geburtstag von mir ein neues iPhone bekommen. Leider hat es etwas Schwierigkeiten mit der Sim-Karte gegeben, so dass sie es erst 14 Tage verspätet nutzen konnte. Nun wollte ich ihr eine kleine Freude machen ...


Ihr bisheriges iPhone 3 GS lag bisher am Ladekabel auf der Küchenarbeitsplatte herum. Kein schöner Anblick. Und nun möchte ich ihr eine schöne Ladestation schenken. Aber alles was ich finde, gefällt uns nicht recht und ist auch nicht so einfach, der Markt bietet eigentlich aktuell gar nichts rechtes für das neue iPhone 6 S. Es scheint, man will erst die alten Ladenhüter verkaufen ...

Kein Problem denke ich mir, ich baue selbst einen iPhone-Ständer. Und ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und er ist funktionell. Zum Nachbau empfohlen, meine Version ist sehr stabil und in kurzer Zeit gebaut. 

Du brauchst
  • Tischkreissäge
  • Oberfräse
  • Tischbohrmaschine
  • Stechbeitel
  • Schleifpapier
  • Stück Hartholz
  • Original-Ladekabel
  • Flash Bonder
Schritt 1 8

Das Holz

Bongossi
Bongossi

Ich habe noch ein Stück Bongossi-Holz in der Werkstatt gefunden. Es ist ein Rest von einem Außentreppenbau. Es hat zum einen geschickte Maße, zum anderen ist es extrem hart und schwer. Bongossi stammt aus Mittelafrika und ist auch unter Red Ironwood bekannt. 


Dieses Holz ist genau richtig für dieses Projekt, denn schließlich soll die Halterung schwer sein - so schwer, dass das iPhone nicht umfallen kann und das Herausnehmen leichter fällt. Weichholz wie Fichte, Tanne oder Kiefer würde ich nicht empfehlen. Eher Hartholz wie Buche oder Eiche ist eher geeignet.

Schritt 2 8

Anzeichnen und fräsen

Anschläge auf den Frästisch bauen
Anschläge auf den Frästisch bauen
Leider gab es eine Brandspur ...
Leider gab es eine Brandspur ...
Die fertige Nut
Die fertige Nut

Zunächst wird der spätere Fräsausschnitt anhand des iPhones ausgemessen und auf das Holz gezeichnet. 


Anschließend wird der Frästisch eingerichtet:
- Fräser mit Hartmetallschneide wählen und einsetzen
- Anschläge auf dem Frästisch einrichten
- Hilfreich ein Anschlag mit Abstand parallel in Breite des Werkstückes 
- Zwei Stopp-Anschläge, so dass eine Zwangsführung entsteht (Bild 2)
- Frästiefe max. 2 mm und je Durchgang um max. 2 mm erhöhen

Leider habe ich kein Foto vom nächsten Schritt. Um die Form ansprechender zu gestalten, habe ich die vordere Kante auf der Tischkreissäge abgeschrägt. 

Schritt 3 8

Schleifen, schleifen, schleifen.

Mein Bongossi-Holz war sägerauh, ich muss also mächtig schleifen. Zunächst am Band- und dem Tellerschleifer mit Korn 80, dann 120.


Anschließend auf dem Tisch mit Handschleifpapier - 180, 240, 300 und 400. Feiner habe ich leider nicht mehr, aber ich habe noch 400er, das ich nass für einen Stechbeitel kürzlich verwendet habe. Das Papier ist dadurch schon sehr fein und stumpf, so dass ich mit diesem bereits einen leicht seidigen Glanz erreiche. 

Schritt 4 8

Loch bohren für den Ladestecker

Exakt vermessen und sauber angezeichnet bohre ich nun ein Loch senkrecht in die Halterung. Das geht mit einem 8er Metallbohrer perfekt - niedrige Geschwindigkeit ist empfohlen. Man sieht, der Bohrer zieht gute Späne ab. 

Schritt 5 8

Nut für Kabel fräsen

Im Anschluss brauche ich noch eine Nut im Boden des Halters, damit das Kabel von unten nach hinten geführt werden kann. Diese Nut fertige ich wieder am Frästisch. Hierzu verschiebe ich meine Stop-Anschläge passend und entferne den Parallelanschlag.

Schritt 6 8

Ladestecker befestigen

Der Stecker ist oval und er muss natürlich in dem runden Loch ordentlich befestigt werden. Das mache ich mit "Flash Bonder". 


"Flash Bonder ist ein Material, das es in kleinen Kunststoffröhren in jedem Baumarkt bei den Klebstoffen gekauft werden kann. Das Zweikomponentenmaterial ist eine Art Knete ebenfalls in Stangenform. Man schneidet sich eine ausreichende Menge mit einem Cuttermesser ab. Dabei sieht man, die eher zähe blaue Außenhülle umschließt eine weiße weichere Masse. 

Nun knetet man diese beiden Komponenten gut durch. Man erhält eine weiße Knetmasse, die etwa 10 Minuten verwendbar und formbar bleibt. Nach Aushärtung (rund 1 Stunde) ist Flash Bonder sehr hart und kann geschliffen, gefeilt und sogar gebohrt werden. Man kann sogar Gewinde schneiden (über Nacht aushärten lassen!). Das Material ist sehr vielseitig verwendbar und ist bei Reparaturen z.B. auch von Kunststoffen sehr hilfreich. Ich habe immer ein, zwei Packungen im Werkzeugschrank.

Flash Bonder ist also das Mittel meiner Wahl. Eine kleine Menge knete ich an. Ich führe das Ladekabel durch das Loch und ziehe es noch ein kleines Stück weiter. Sodann stopfe ich mit einem kleinen Schraubenzieher nicht ganz füllend Flash Bonder in das Loch. Nun ziehe ich das Kabel mit dem Ladestecker zurück in das gefüllte Loch, so dass der Stecker noch etwa 5 mm heraussteht. Entstandene Lücken im Füllmaterial fülle ich mit dem Schraubenzieher von unten und oben nach. Dann ziehe ich Überstände mit einem kleinen Stechbeitel ab und säubere das umliegende Holz.

Nun der erste Versuch. Das iPhone geht mit Mühe hinein. Dieses wieder entfernen. Der Ladestecker wurde so in die richtige Position gedrückt. Entstandene Lücke wird mit Flash Bonner geschlossen. Erneuter Versuch, es geht schon deutlich besser. Nun drücke ich das iPhone bewusst nach hinten. Denn dieses soll später minimal "Rückenlage" bekommen. Würde dieses nach vorne hängen, würde es definitiv nicht gut ausschauen. Wieder entstandene Lücke schließen, Überstände entfernen, die Nut ggf. säubern. 

Nun braucht es etwas Geduld bis das Material hart ist. 

Schritt 7 8

Holzwachs

Bevor ich das Holz mit Wachs behandle, umwickle ich den Ladestecker mit Tesa-Film. Das Fett würde den Kontakt verschmutzen. Der Klebestreifen kann später leicht wieder entfernt werden. 


Ich trage flüssiges Holzwachs auf das Holz mit einem feinen Flachpinsel auf. Das Holz saugt so gut wie gar nicht. Man braucht hier sehr wenig Wachs. Nach kurzer Einzugszeit von etwa 15 Minuten trage ich noch eine zweite Schicht auf. Diese darf nun eine Stunde trocknen. Üblicherweise sollte man mit Öl behandeln, ich verzichte gerne darauf, denn Bongossi ist von Natur aus leicht ölig. Die Kapillaren weden auch vom flüssigen Wachs verschlossen. 

Danach reibe ich das Holz mit einem Leinentuch ab und poliere mit einer sauberen Rosshaar-Schuhputzbürste, die ich nur für diese Aufgabe in der Werkstatt habe. Es entsteht ein feiner Seidenglanz. So soll es sein - so gefällt es mir.

Schritt 8 8

Das Ergebnis

An der Rückseite befestige ich noch einen selbstklebenden Kabelhalter. So kann ich das nicht benötigte Kabel aufwickeln. 


Das iPhone kann sowohl mit, als auch ohne Hülle oder auch mit einem sogenannten Bumper (einer Halbschale) eingesetzt werden. Das Handy steht ausschließlich auf dem Ladestecker und hat keinen Bodenkontakt, steht auch ohne Seitenkontakt in der Nut. Es schwebt also geradezu in der Nut. 

Ich war zunächst skeptisch, aber alle käuflichen Ladestationen sind exakt so ausgeführt - auch die Original Apple-Ladeschalen. Beim Gebrauch stelle ich fest, dies ist sogar sehr hilfreich. Man kann das iPhone von der Seite schräg ins Loch setzen und kippt dies sozusagen auf den Stecker. Das funktioniert nur deshalb, weil unter dem iPhone rund 5 mm Platz ist. 

Hat man diesen Vorgang raus, schafft man es, ohne nach dem Stecker zu suchen, das iPhone innerhalb einer Sekunde einzustecken. Dass die Verbindung vorhanden ist, quittiert das iPhone sofort mit einem "Bing"-Ton, Signal "Gerät lädt".

Unter den Halter klebe ich noch 1 mm starken Kork. Das verhindert Rutschen und ein Kratzen auf der Arbeitsplatte. Sodann steht der Halter ja auf der Küchen-Arbeitsplatte. Es wäre schade, wenn das Holz direkten Kontakt zu Nässe hätte. 

Nachdem die erste Ladehalterung fertig ist, freue ich mich, dass ich zwei gefräst habe. Die zweite Halterung werde ich für mein iPhone nutzen - sie wird ihren Platz auf meinem Schreibtisch finden. 

Und kaum stand die Halterung für meine Frau in der Küche, kam eine meiner Töchter und gab gleich eine Bestellung auf. Na hätte ich doch besser gleich drei, vier, fünf ... gefräst. Immer dieses Problem mit den Unikaten! Kaum hat man eines, hat es den Wunsch nach Vervielfältigung. Kein Problem, oder? - Dank 1-2-do kann das ja nun jeder nachbauen! Und für mein Töchterchen werde ich wohl auch noch eines machen ... 

Euer Rainerle




Tags