Kleine Werkbank, für kleines Geld und möglichst stabil
- Skill levelNormal
- Costs230 €
- DurationMehr als 4 Tage
Da sich das für mich wiederentdeckte Hobby Holzwerken schnell weiterentwickelt hat und der Abstellraum im Keller schon vor einiger Zeit in eine kleine Hobbywerkstatt umfunktioniert wurde, musste Ersatz für einen alten Ikea Schreibtisch gefunden werden, der bisher als Werktisch dienen musste.
- Akku-Schrauber
- Handkreissäge
- Tischbohrmaschine
- Multischleifer
- Oberfräse
- Kantholz gehobelt
- Spax Schrauben
- Tischplatte (nicht sichtbar)
- Arbeitsplatte (sichtbar)
- Winkelverbinder
- Spax Schrauben
- OSB Verlegeplatte
- MDF
- MDF
- Schubladenführungen
- diverse Holzschrauben
- C-Nut Profil
Schritt 1: Holzbalken vorbereiten
Als Balken für den Unterbau wurden Kanthölzer in Fichte verwendet mit einem Querschnitt von 70*70 mm. Die Balken gab es bereits gehobelt. Im Baumarkt wurden diese abgelängt, da ich mit meiner TKS (PTS-10) keine ausreichende Schnitttiefe hierfür habe.
Schritt 2: Verblattungen an den Tischbeinen schneiden
In die Tischbeine mussten zwei Verblattungen für die Aufnahme der Querträger geschnitten werden, sowie zwei weitere für die unteren und oberen Längsträger. Für die Verblattungen wurden pro Verblattung 2 cm Material abgetragen:
Schritt 3: Tischbeine mit Querträgern verbinden
Um die Tischbeine mit einander zu verbinden wurden diese auf den Tisch gestellt und erst der untere Querträger eingesetzt. Dieser muss stramm sitzen ohne Luft dazwischen.
Aus einem quadratischen MDF Stück habe ich mir zwei möglichst genaue Hilfswinkel geschnitten und mit Bohrungen für Klemmen versehen. Der Querträger wurde über diese Winkel ausgerichtet und konnte dann nach dem Vorbohren und Senken mit je vier Schrauben (4.5*50) verschraubt werden.
Anschliessend kam der obere Träger an die Reihe. Die Hilfswinkel leisteten gute Dienste. Es wurde immer wieder mit einem Tischlerwinkel gegenkontrolliert.
Alle Bohrlöcher unbedingt etwas vorbohren und senken. So ein Vorbohrer mit Senker von Wolfcraft hat dabei gute Dienste geleistet.
Zum Schrauben wurden nur hochwertige Spax Schrauben verwendet. Der billig Schraubenkram kommt mir nicht mehr ins Haus.
Mit dem zweiten Tischbeinpaar wurde genau gleich verfahren.
Das bisher alles so glatt ging - damit habe ich nicht gerechnet!
Schritt 4: Verblattungen an den Längsträgern schneiden
Die Längsträger mussten auch mit Aussparungen für die Verblattungen versehen werden.
Die Träger mussten in diesem Fall an ihren beiden Enden 5 cm tief geschnitten werden. 2 cm Holz blieb übrig. Hier hatte ich etwas Bauchweh - 8*8 cm starke Balken wären wohl besser gewesen!
Dann wurde in der Mitte für die mittleren Querträger geschnitten. Diesmal 2.5 cm tief. Wie es kommen musste schlug der Fehlerteufel zu. Die Führungsschiene hätte nicht mehr auf den letzten Markierungsstrich gesetzt werden dürfen, sondern eine Sägeblattstärke vorher hätte mit dem Schneiden Schluss sein müssen.
Folge: Die Aussparungen waren dann knapp 2 mm zu gross. Die Querträger schlackerten wie Küken beim Eisbaden.
Abhilfe: Einkleben von einem vorher herausgebrochenen Scheibchen um die Lücke schliessen zu können. Das ging ganz gut, allerdings wird viel Kraft aufgebracht werden müssen um die mittleren Querträger beim folgenden Zusammenbau einsetzen zu können. Einfach ärgerlich.
Schritt 5: Zusammenbau der Tischunterkonstruktion
Jetzt ging es an den Zusammenbau. Sicherlich der Schritt mit dem höchsten Stressfaktor, entscheidet sich doch hier ob die Vorarbeiten gut gemacht wurden, oder alles für die Katz war.
Da mein Junge seinen Kollegen gerade da hatte, wurde sie als Träger und menschliche Zwingen zwangsverpflichtet. Mal was anderes für die Jungs als den ganzen Tag über Bildschirme mit den Fingern zu wischen. Wohl auch aus diesem Grund gibt es hierzu nur zwei Fotos - wenn die Jungs gerade nicht im Weg standen, haben sie viel rumgelabert.
Alle Längsträger wurden ebenfalls mit den 4.5*50er Schrauben festgeschraubt. Die Hilfswinkel taten hier auch einen guten Dienst. Beim Zusammenbau wurde mir aber auch klar warum die Balken nur wenig gekostet haben. Diese war ja Hobelware, aber irgendwie nicht gleichmässig gehobelt und ihre tatsächliche Stärke bewegte sich immer irgendwo zwischen 68-72 mm mit entsprechenden Folgen.
2 Stunden später - nach einigem Nachschleifen und etwas hobeln - ich konnte es kaum glauben! Der Unterbau steht und war auch noch winklig und steht fest auf dem Boden.
Schritt 6: Tischplatte anbringen
Die Tischplatte besteht aus zwei Platten. Eine Untere zur Verstärkung, die aus der alten Ikea Schreibtischplatte geschnitten wurde.
Eine Obere, bzw. die eigentliche Arbeitsplatte, eine MDF Roh Platte, 22mm stark.
Die untere Platte wurde mit Winkelverbindern am Unterbau fixiert und die obere MDF Platte aufgeleimt. So kann im Bedarfsfall die Tischplatte schnell durch eine Neue ersetzt werden.
Den Tischbeiden haben ich noch Gummischlappen verpasst damit der Tisch nicht rutscht. Die Gummistücke wurde mit Kontaktkleber aufgeklebt.
Nach dem Verschieben des Tischs an seinen endgültigen Platz ist seine Oberfläche schön im Lot.
An diesem Samstagabend gab es einen guten Wein.
Schritt 7: Der Tisch schreit nach Schubladen
War vorgängig eigentlich nicht geplant, allerdings macht der Einbau von Schubladen für das Werkzeug Sinn. Es sammelt sich einfach immer mehr hiervon an.
Um Geld zu sparen wurde für die Schubladen auf 15mm Verlegeplatten zurückgegriffen. Der Baumarkt hat die für 7 Franken das Stück. Das bedeutet aber auch:
- Schleppen der Platten
- Auto voll mit Spänen von den Platten
- Spreissel in den Fingern
- Zuschneiden der Platten
- Schleifen, schleifen, schleifen.......
Insgesamt werden die Schubladen relativ breit. Das Nutzmass liegt bei 625 mm Breite und einer Nutzlänge von 550 mm. Ich habe mit einer 12 cm und einer 16 cm hohen Schublade angefangen.
Schritt 8: Schubladen aus OSB
Nun, eine grosse Kunst ist so ein Korpusbau ja nicht.
Die Schubladen erhalten ringsrum und ca. 1.5 cm über Bodenkante, eine ca. 5 mm tiefe und 16 mm breite Nut, die dann den Boden aufnehmen soll (ich habe keinen 15 mm Fräser).
Die Teile werden miteinander verleimt und zusätzlich mit ein paar Schrauben verstärkt.
Ein Schubladengriff wird aus einem Stück Kantholz gesägt und in Form geschliffen. Der Griff wird in den Korpus eingedübelt.
Als Schubladenführungen verwende ich 550 mm lange Rollschubführungen von Hettich. Die gibt es im Hornbach und waren die günstigsten, kosten trotzdem 14 Franken das Paar.
Ich habe keine Erfahrung mit dem Einbau von Schubläden in selbst gesetzte Führungen. Die Dinger wurden einige male ein und ausgebaut, bis alles gepasst hat. Eine ziemliche Arbeit in unbequemer Position.
Schritt 9: Alternative Schubladen aus MDF
Der Tisch verlangt nach mehr Schubladen.
2 weitere sind gesetzt. Diesmal will ich mir die mühsame Vorarbeit mit den Verlegeplatten ersparen und weiche auf MDF roh mit 12 mm Stärke aus. Das MDF lasse ich passend zuschneiden.
Das MDF wird mit einem 12 mm Nutfräser wieder ringsherum genutet. Was für eine Sauerei! Ein Punkt für das OSB Material.
Die MDF Stücke werden wie beim OSB zusammengeleimt, der Boden kommt in die Nut. 12 mm starkes MDF passt perfekt in eine 12 mm Nut. Schleifen muss man auch nichts mehr. Ein Punkt für das MDF.
Vorder- und Rückwand der Schubladen wird mit Schrauben zusätzlich verschraubt. Trotz Vorbohren gibt es beim Einschrauben sofort Risse in den MDF Stirnseiten. Gleiches passiert beim Festschrauben der Schubladenführungen. 2 Punkte für OSB. Auch hier wurden hochwertige Schrauben
Das Innenleben der Schubladen bekommt Trennstege aus 8 mm starken MDF Leisten. Diese werden mit Heisskleber je nach Anforderung passend eingeklebt. Geht ganz gut wenn man schnell arbeitet. Trotzdem ist relativ schnell alles mit Fäden vom Schmelzkleber überzogen, wie als wenn eine Spinne ihr Netz spinnen wollte.
Schritt 10: Einpassen von C-Nutschienen
Die Fertigstellung naht. Zum Abschluss sollen noch C-Nut Schienen in den Tisch eingelassen werden. In diese sollen Werkstückniederhalter ihren Dienst verrichten. Mal schauen wie sich das in der Praxis bewährt. Es müssen erst einmal zwei Schienen zu je 50 cm Länge genügen.
Die vordere Nut konnte über den Parallelanschlag gezogen werden. Abgesehen von der MDF Staubwolke geht das exakt und problemlos. Leider habe ich vergessen, dass der Nutfräser mit einem Halbkreis abschliesst, der eigentlich mit einem Beitel hätte passgenau auf die Schiene gemacht werden sollen. Es blieb bim hätte. die Nut war schon zu lang. Unschön, aber man lernt ja nie aus.
Für die hintere Nut reichte der Parallelanschlag nicht. Eine Anschlagsleiste wurde mit doppelseitigen Klebeband an Tisch festgeklebt. Leider eine zu wenig.
Beim fräsen löste sich diese Leiste und der Fräser suchte sich selbst seinen weiteren Weg durch das MDF. Ich muss nicht schreiben, dass die Nut entsprechend kurvig wurde. Gut, dass ich vor lauter MDF Staub eh nichts mehr gesehen habe. Der Staubsaugeranschluss an der Makita Fräse ist so wirksam wie der bei der PTS10.
Mit einer doppelten Führung wurde die missglückte Nut, soweit es noch ging, begradigt. Die C-Nut Profile wurden eingeschraubt und in ihnen laufen diese kostengünstigen Werkstückniederhalter.
Ganz zum Schluss wurde die vordere Tischkante noch mit einer 45° Kante versehen.
Der Tisch ist damit vorläufig fertig!
Abschluss: Verbesserungen - Erfahrungen
Meine Empfehlungen und Erfahrungen zum Projekt
- Mindeststärke der Balken bei Anwendung von Verblattungen nicht kleiner als die verwendeten 7*7 cm, besser 8*8cm.
- Lieber mehr Geld ausgeben und qualitativ hochwertiges Konstruktionsvollholz oder noch besser Leimbinder verwenden. Das zahlt sich schnell aus und macht mehr Freude.
- Balken immer im Paket schneiden! Macht man Fehler beim Schneiden hat man wenigstens immer den gleichen Fehler.
- Die Verblattungen innen sehr sorgfältig glätten!
- Wenn möglich die Balken zusätzlich verleimen. Hält mit nur Schrauben bestimmt nicht weniger fest, wirkt aber irgendwie so als wenn es noch fester wäre.
- OSB als Schubladenmaterial lässt sich gut verarbeiten, macht aber deutlich mehr Mühe als MDF. Ich würde die Schubladen beim nächsten Mal ausschliesslich aus MDF machen. Am besten wäre wohl Multiplex. Sperrholz Seekiefer ist ja ganz günstig.
- MDF als Tischmaterial finde ich in Ordnung. Die Platte habe ich für 29 Franken (25 €) bekommen. Kann so schnell ersetzt werden. Als Unterplatte kann auch billige Spanplatte verwendet werden.
- Kauft unbedingt Qualitätsschrauben (Spax....). Mit Torx ist es schon komfortabel.
- Keine Angst vor den Verblattungen. Mit halbwegs vernünftigen Werkzeug ist das gut machbar.
Leider hat der Kauf der Schubladenführungen (4 Paar, ca. 58 Franken (50 €) die Projektkosten deutlich nach oben gedrückt.