Werkzeuge für Heim & Garten

Kerzenleuchter aus Dachschindeln

Fertiger Kerzenleuchter (mit Detailansicht)
Fertiger Kerzenleuchter (mit Detailansicht)

  • Skill level
    Einfach
  • Costs
    4 €
  • Duration
    Unter 1 Tag

Vor vielen Jahren habe ich für ein Projekt eine größere Anzahl an Kerzenleuchtern aus Metall benötigt. Diese bestehen aus einer getriebenen Blechschale und einem gebogenen Arm. Später entdeckte ich, dass diese Kerzenhalter optisch sehr gut zu Dachschindeln passen, die in Südeuropa sehr verbreitet sind (Mönch-und-Nonne-Form). Aus Urlaubsfahrten nach Spanien, Südfrankreich und Italien brachte ich immer mal ein paar Schindeln von Hausruinen mit. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass das auch mit unseren heimischen Biberschwänzen (so der Name einer traditionellen Schindelart) funktioniert.
Das Ergebnis zeige ich euch hier…

Du brauchst
  • Winkelschleifer
  • Standbohrmaschine
  • Treibmulde
  • balliger Hammer
  • Reißnadel
  • Stahllinieal
  • Körner
  • Bohrer Ø 5 und Ø 6,8 mm
  • Gewindebohrer M6 und M8
  • Lötbrenner
  • Teller
  • Arm
  • Kerzenhalter
  • Kerzenhülle
  • Möbel-Anschlussschraube
  • Linsenflanschkopfschraube
  • U-Scheiben
  • Bauscheibe
  • Dachschindel (Bieberschwanz)
Schritt 1 7

Planung und Materialbeschaffung

Schnittansicht des neuen Konzepts der verbauten Teile mit Bieberschwanz-Schindel
Schnittansicht des neuen Konzepts der verbauten Teile mit Bieberschwanz-Schindel
Hier ein Beispiel, wie die ursprünglichen Kerzenleuchter aus südeuropäischen Schindeln hergestellt waren
Hier ein Beispiel, wie die ursprünglichen Kerzenleuchter aus südeuropäischen Schindeln hergestellt waren

Zugegeben, es ist nicht sehr einfach passende Schindeln für dieses Vorhaben zu finden. Also bei Abrissarbeiten von Häusern immer einmal die Augen offenhalten. Besonders schön sind die Schindeln, die noch von Hand geformt und gebrannt wurden. Das ist erkennbar an kleinen Unregelmäßigkeiten der Schindeln untereinander, Spuren die die Hände des Schindelmachers am Ton hinterließen und unterschiedliche Färbungen des Tonbrandes, was auf die unterschiedliche Schichtung der Schindeln beim Brennprozess im Ofen zurückzuführen ist. – Also „antike“ Schindeln mit einer schönen Patina.
Leider habe ich momentan keine Möglichkeiten zu schweißen, sodass ich hier versuche einen Weg aufzuzeigen, wie ein solcher Leuchter auch ohne zu schweißen herstellbar ist.

Schritt 2 7

Herstellen der Schale

Die Alu-Treibmulde mit dem balligen Hammer und einer runden Schale für die ursprünglichen Leuchter
Die Alu-Treibmulde mit dem balligen Hammer und einer runden Schale für die ursprünglichen Leuchter
Ein quadratisches Stahlblech 70 mm Seitenlänge; 1 mm Blechstärke
Ein quadratisches Stahlblech 70 mm Seitenlänge; 1 mm Blechstärke
Mittelpunkt über die Diagonalen anreißen
Mittelpunkt über die Diagonalen anreißen
Anriss
Anriss
Ø 6,4 mm Loch bohren
Ø 6,4 mm Loch bohren
Kanten mit einem Senker entgratet
Kanten mit einem Senker entgratet
Blech auf der Treibmulde ausrichten
Blech auf der Treibmulde ausrichten
Mit dem balligen Hammer vom Rand aus die Schale herausarbeiten...
Mit dem balligen Hammer vom Rand aus die Schale herausarbeiten...
...bis sich das Blech der Treibmuldenkontur angepasst hat
...bis sich das Blech der Treibmuldenkontur angepasst hat

Um die Blechschalen herstellen zu können, benötigte ich eine Treibmulde, welche ich über ein Gießereimodell aus Ahornholz herstellte und dieses aus Aluminium abgießen ließ. Solche Treibmulden kann man zum Treiben von Blechschalen auch aus Buchenholz kaufen. Ebenso stellte ich mir einen speziellen Hammer aus einem Rundstahl her, der auf der einen Seite eine ballige Fläche aufweist welche der Wölbung der Schale entspricht.
Ursprünglich war die Mulde für runde Schalen vorgesehen. Für die Bieberschwänze fand ich diese Form aber nicht so ansprechend, sodass ich hierfür einen quadratischen Blechzuschnitt mit einer Seitenlänge von 70 mm und 1 mm Blechstärke verwendete.
Nachdem über die Diagonalen die Mitte angerissen war, bohrte ich dort ein Ø 6,4 mm Loch durch.
Das Blechquadrat legt man mittig auf die runde Treibmulde. Nun werden von den Ecken ausgehend mit der balligen Hammerseite leichte Schläge spiralförmig in Richtung Werkstückmitte ausgeführt. Das muss gleichmäßig vom Rand aus erfolgen, damit sich das Blech nicht ungewollt verformt.
Im Grunde hat man es sehr schnell raus wie es funktioniert, sodass auch Zwölfjährige so ihre Kerzenleuchter-Schale hergestellt haben.

Schritt 3 7

Den Tellerarm herstellen

Anreißen und ablängen des Vierkantstahls.
Anreißen und ablängen des Vierkantstahls.
Die auf's Maß geschliffenen Kanten werden mit der Feile entgratet
Die auf's Maß geschliffenen Kanten werden mit der Feile entgratet
Bohren des M6er Kernlochs mit Ø 5 mm
Bohren des M6er Kernlochs mit Ø 5 mm
Bohren des M8er Kernlochs mit Ø 6,8 mm
Bohren des M8er Kernlochs mit Ø 6,8 mm
Schneiden der M6er Gewindebohrung
Schneiden der M6er Gewindebohrung
Schneiden der M8er Gewindebohrung
Schneiden der M8er Gewindebohrung

Wie bereits erwähnt habe ich momentan nicht die Möglichkeit etwas zu schweißen. Dem entsprechend habe ich nach einer Alternative gesucht die Teile zu verbinden. Einen 12 mm Vierkantstahl längte ich auf eine Länge von 55 mm mit dem Einhandwinkelschleifer ab. Auf einer Seite versah ich den Stahl mit einer M8er Gewindebohrung. Daran wird der Leuchter später an der Dachschindel angeschraubt.
An eine M6er Gewindebohrung die ich in das Metall einbrachte, werden später bei der Montage die restlichen Teile geschraubt.

Schritt 4 7

Kerzenhalter herstellen

Auf 25 mm Länge abgelängtes Rohrstück
Auf 25 mm Länge abgelängtes Rohrstück
Kerzenhülle (Hülse) als Inlay zur Befestigung
Kerzenhülle (Hülse) als Inlay zur Befestigung

Das Rohr wird auf eine Länge von 25 mm abgelängt. Nach dem Patinieren wird die Hülse in das Rohr gesteckt. Hierfür wird eine Kerzenhülle (Hülse), die es im Drechselbedarf oder bei dem Onlinehändler mit dem A zu kaufen gibt verwendet. Diese werden u. a. aus Messing hergestellt. Da die Hülsen umlaufend einen Bund haben, halten sie das Rohr bei der Montage fest. In die Hülse wird das Loch mit ein 6,4 mm Bohrer aufgebohrt.

Schritt 5 7

Patinierung

Auflösen der Zinkschicht durch Essig-Essenz
Auflösen der Zinkschicht durch Essig-Essenz
Erhitzen in einer Lötflamme und anschließend heiß mit Leinöl abreiben
Erhitzen in einer Lötflamme und anschließend heiß mit Leinöl abreiben
U-Scheiben links verinkt, mittig mit entfernter Zinkschicht und rechts patiniert
U-Scheiben links verinkt, mittig mit entfernter Zinkschicht und rechts patiniert
Erhitzen der restlichen Metallteile
Erhitzen der restlichen Metallteile
Erhitzte Teile in Leinöl tauchen oder mit einem öligen Lappen abreiben und erneut leicht erhitzen
Erhitzte Teile in Leinöl tauchen oder mit einem öligen Lappen abreiben und erneut leicht erhitzen

Da die Metallteile, zumindest die Normteile in Form von U-Scheiben, Schrauben und Muttern in der Regel verzinkt sind, wäre dies optisch ein Stilbruch zur alten Bieberschwanz-Schindel. Deshalb unterziehe ich die Metallteile einer Patinierung, sodass sie geschwärzt sind. Hierbei ist der Zinkbelag aber hinderlich, sodass ich die Teile in Essig-Essenz für einen Tag einlege.

Durch Erhitzen mit einer Lötflamme, was gerade bei den Kleinteilen sehr gut funktioniert und anschließendem Eintauschen in Leinölfirnis erhält das Metall seine grau-schwarze Färbung. Mit einem Blumendraht umwickelt, habe ich die Teile zum Erhitzen aber auch schon auf den Grill oder in ein Lagerfeuer befördert. Der Draht dient dazu, die Teile wieder herausfischen zu können. Bei größeren Teilen reicht ein in Leinölfirnis getränkter Lappen, mit dem die Teile im heißen Zustand abgerieben werden.
ACHTUNG! Verbrennungsgefahr!

Schritt 6 7

Schindel bohren

Bohren der Schindel ohne Schlagbohrfunktion
Bohren der Schindel ohne Schlagbohrfunktion

Um den Kerzenleuchter an der Wand aufhängen zu können und um das Metallteil daran zu befestigen werden zwei Löcher in die Schindel gebohrt. Dies geht am besten mit einem Ø 8 mm Steinbohrer ohne Schlagfunktion! Hier ist vorsichtiges Bohren angeraten, um ein Zerbrechen der Tonschindel zu vermeiden.

Schritt 7 7

Zusammenbau

Zusammenbau der Teile als Explosionsansicht
Zusammenbau der Teile als Explosionsansicht
Vormontierter Kerzenleuchter
Vormontierter Kerzenleuchter
Seitenansicht
Seitenansicht
Detailansicht mit der Möbel-Anschlussschraube werden die Teile zusammengehalten
Detailansicht mit der Möbel-Anschlussschraube werden die Teile zusammengehalten
Anstelle der geplanten Sechskantschraube habe ich eine Linsenflanschkopfschraube verwendet
Anstelle der geplanten Sechskantschraube habe ich eine Linsenflanschkopfschraube verwendet
Fertiger Kerzenleuchter
Fertiger Kerzenleuchter

Wie auf der schematischen Schnittansicht zu sehen ist, wird die Hülse in das Rohrstück eingepresst. Anschließend wird in die Hülse die Bauscheibe gelegt und das Ganze zusammen mit der Blechschale mit der Möbel-Anschlussschraube an den Vierkantstahl geschraubt.
Der ganze Halter wird nun mit zwei U-Scheiben und einer M8er Linsenflanschkopfschraube an die Schindel geschraubt.

Ich hoffe ihr seht diesen Kerzenleuchter als Inspiration an, es selbst einmal auszuprobieren, da die Herstellung verhältnismäßig einfach ist. Zudem können so alte Baustoffe einer neuen Verwendung zugeführt werden.


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