Werkzeuge für Heim & Garten

Einweg - Fräsrahmen für "Platte in Platte"


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    15 €
  • Duration
    1-2 Tage

Folgender Auftrag ereilte mich aus dem elterlichen Haushalt. Die Küchenarbeitsplatte ist ziemlich ramponiert und müsste eigentlich getauscht werden. Dummerweise ist sie ziemlich unorthodox mit der Rückwand und Nischenverkleidung verbunden. Das bedeutet, "mal eben" die Arbeitsplatte ersetzen, käme einer gefühlt halben Küchenzerlegung gleich. Ein Aufwand, den meine Eltern nicht betreiben wollen. Nun dachte mein Vater, man könne doch wenigsten an der Stelle, an der am häufigsten gearbeitet wird (und die entsprechend am meisten gelitten hat) eine andere Platte in die vorhandene einlassen...

Du brauchst
Schritt 1 7

Ideen...und erst mal genau nachdenken.

Mein Vater dachte an eine Holzplatte und einen möglichst exakten Schnitt mit einer HKS und ein paar Halteleistchen. Die Idee musste ich leider schnell verwerfen, denn auf dem vorhandenen Platz zwischen Kochfeld und Spüle hätte man damit garnicht hantieren können. Mir war schnell klar, dass hier gefräst werden muss. Mein zwischenzeitlicher Vorschlag, statt Holz doch eine großformatige Fliese einzusetzen (ich fand die Idee gut, weil man auch mal einen heissen Topf hätte abstellen können) fand nur wenig Anklang. Und nachdem Buchenholz als Material beschlossen war und die Idee, die Platte herausnehmbar zu machen, ebenfalls verworfen wurde, wusste ich zumindest, wohin die Reise geht...
Einfach ausgedrückt: es wird eine Nut gefräst, die dem Mass der Platte entspricht. Alles überflüssige wird weggesägt.

Schritt 2 7

Die Platte für die Platte.

Rechter Winkel ala Hornbach...
Rechter Winkel ala Hornbach...
Auf Maß gesägt, die Leisten für die Stirnseiten liegen parat.
Auf Maß gesägt, die Leisten für die Stirnseiten liegen parat.
Das ganze mit PU Leim verleimt.
Das ganze mit PU Leim verleimt.
Die Leistenüberstände abgesägt.
Die Leistenüberstände abgesägt.
Fertig mit der Platte...
Fertig mit der Platte...

Ich wollte diesmal das Holz nicht selber leimen. Buchenleimholz, 18 mm stark, aus dem Baumarkt. Qualität ging so, zum Glück konnte ich die sich lösende Lamellenverleimung wegsägen. Und in dem Zuge auch gleich einen rechten Winkel herstellen. 90° gibts wohl nur gegen Aufpreis... An die offenen Stirnseiten habe ich Buchenleisten angeleimt. Dafür habe ich PU Leim verwendet, der in diesem Projekt noch eine größere Rolle spielen wird.

Schritt 3 7

Der Fräsrahmen.

MDF: 4 x Rahmen und 4 x Leiste.
MDF: 4 x Rahmen und 4 x Leiste.
Die Leisten werden an die Rahmenteile geschraubt.
Die Leisten werden an die Rahmenteile geschraubt.
Die Innenkante wird angefräst.
Die Innenkante wird angefräst.
Hier sind die Übergänge zugesägt.
Hier sind die Übergänge zugesägt.
Und so umfasst der Rahmen die Buchenplatte.
Und so umfasst der Rahmen die Buchenplatte.
Der Innenrahmen.
Der Innenrahmen.

Wenig Platz zwischen Kochfeld und Spüle. Und die einzulassende Platte sollte möglichst groß sein. Ein herkömmlicher und verstellbarer Fräsrahmen hätte hier nicht funktioniert. Also baue ich einen, der genau nur für dieses eine Vorhaben gedacht ist.
Als Material nahm ich MDF in 8 mm Stärke. Die Fräse wird an Leisten von 12 mm Breite geführt, die ebenfalls aus MDF sind. Gefräst wird dann mit einem 20 mm Nutfräser. Das hat mehrere Vorteile. Je größer der Fräser, umso schmaler kann der Rahmen ausfallen (Abstand vom Fräser zur Kante der Fußplatte) und die Falz für das Buchenbrett wird größer.
Das MDF wird in vier Streifen im Übermaß gesägt, sowohl in Länge als auch in Breite. Die Leisten sofort in 12 mm. Die Leisten werden randscharf und gerade aufgesetzt und verschraubt. Danach wird an allen vier Teilen die spätere Innenkante angefräst.
Nun umrande ich die fertige Buchenplatte mit den vier Rahmenteilen und lege so fest, auf welche Länge die Teile gesägt werden müssen. Wichtig hierbei ist, dass die Leistchen länger bleiben müssen, damit sie in den Ecken auf das benachbarte Rahmenteil aufgesetzt und verschraubt werden können. Wenn die Buchenplatte stramm vom Fräsrahmen umfasst wird, ist er richtig. Nun können die vier Teile miteinander verschraubt und verleimt werden. Während der Trocknung habe ich die Buchenplatte einfach im Rahmen belassen. So konnte ich sicher sein, dass sich da nichts verschiebt.

Damit die Fräse satt aufliegt und beim Fräsen nicht kippelt, habe ich noch einen kleineren Innenrahmen gebaut.

Schritt 4 7

Zwischenschritt Oberflächenbehandlung

Schleifen.
Schleifen.
Ölen.
Ölen.

Nur der Vollständigkeit halber:
Das Buchenbrett wurde geschliffen, Oberseite 180/240, Unterseite 120/180. Eingeölt wurde mit Leinölfirnis. Nach 10 Minuten habe ich mit einem Baumwolltuch das überschüssige Öl abgenommen. Am nächsten Tag mit der rauhen Seite eines Topfschwamms die Oberfläche abgezogen und eine zweite Ölschicht aufgebracht. Und auch hier zum Schluss mit Baumwolle drüber. Die Oberfläche ist wunderschön glatt geworden.

Schritt 5 7

Frästiefenlehre

3 x 6 mm Sperrholz und 1 x 8 mm MDF zum "Nullen" der Fräse.
3 x 6 mm Sperrholz und 1 x 8 mm MDF zum "Nullen" der Fräse.
Stärkenunterschied...
Stärkenunterschied...
... von 2/10 mm.
... von 2/10 mm.
Also mit etwas Papier ausgeglichen.
Also mit etwas Papier ausgeglichen.
Sollte gehen...
Sollte gehen...
Weitere Ergänzung: 3 mm Hartfaser.
Weitere Ergänzung: 3 mm Hartfaser.

Ich habe mir eine Frästiefenlehre aus 6 mm Sperholz und 8 mm MDF gebastelt. Dafür wurde das Material einfach mit der Lochsäge ausgeschnitten und mittig ein zweites Loch gesetzt, das groß genug für den Fräser ist. Drei mal 6 mm Sperrholz entspricht leider nicht 18 mm Buchenholz. Außerdem war die Platte nicht durchgehend gleich stark. Es gab eine Differenz von 2/10 mm. Um die auszugleichen, ergänzte ich die Tiefenlehre um 2 Blatt Papier. Bei der Probefräsung (nächster Arbeitsschritt) stellte ich fest, dass das Fräsen in 6 mm Schritten doch etwas viel des Guten war. Also halbierte ich die Frästiefe und verdoppelte die Durchgänge. Hierfür wurde einfach eine 3 mm Hartfaserplatte zusätzlich verwendet.

Schritt 6 7

Testlauf

Test an einer alten Spanplatte.
Test an einer alten Spanplatte.
So sieht die Nut aus.
So sieht die Nut aus.
Ziemlich knapp an den Ecken...
Ziemlich knapp an den Ecken...
...mit ein paar kleinen Stücken...
...mit ein paar kleinen Stücken...
...wird das Problem gelöst.
...wird das Problem gelöst.
Die Stichsäge entfernt den...
Die Stichsäge entfernt den...
...nicht benötigten Teil.
...nicht benötigten Teil.
Die Platte passt.
Die Platte passt.

Ich habe nur einen Versuch. Wenn ich das versaue, schulde ich meinen Eltern eine neue Küche. Also wird der Fräsrahmen an einer alten Spanplatte getestet. So kann ich prüfen, dass die Platte wirklich in die Fräsung hinein passt. Die Ecken mussten mit dem Stechbeitel von rund auf eckig gebracht werden. Der Innenrahmen war etwas zu klein geraten, was sich an den Ecken bemerkbar machte. Vier kleine 3/4 Rundstücke, die ich einfach anleimte, lösten das Problem.
Alles überflüssige wurde mit der Stichsäge entfernt. Die Frästiefe konnte ich so natürlich nicht testen. Aber der Test war erfolgreich. Ich musste lediglich die Falz etwas mit dem Schleifklotz bearbeiten, um den groben Span zu entschärfen.

Schritt 7 7

Jetzt gilt's...

Ziemlich hinüber, die Arbeitsplatte...
Ziemlich hinüber, die Arbeitsplatte...
Die Fräsrahmen sind aufgeklebt.
Die Fräsrahmen sind aufgeklebt.
Mit dem Stechbeitel die runden Ecken begradigen.
Mit dem Stechbeitel die runden Ecken begradigen.
Das Innere der Arbeitsplatte ist ausgesägt.
Das Innere der Arbeitsplatte ist ausgesägt.
Verleimt...
Verleimt...
...und fertig.
...und fertig.

Vor Ort wurde es nun ernst. Die vorbereiteten Fräsrahmen wurden auf der Arbeitsplatte mittels Doppelklebeband fixiert und die Nut in 6 Schritten auf 18 mm Tiefe gefräst. Dann wurden die Ecken ausgebeitelt und die Rahmen entfernt. Dann kam die Stichsäge zum Einsatz, genau so, wie es beim Testlauf zuvor auch gemacht wurde. So wird nun aus der Nut eine Falz. Nach dem Schleifen konnte die Buchenplatte testweise eingelassen werden. ...und sie passte auf Anhieb. Die Verleimung erfolgte mit D4 PU Leim. Dieser sorgt nicht nur für die Befestigung, sondern dichtet auch die Schnittflächen ab. Der Leim wird recht großzügig aufgebracht und mit einem kleinen Hölzchen verstrichen. Mit Malerband habe ich die Übergänge zur Arbeitsplatte für ein sauberes Ergebnis abgeklebt. PU Leim schäumt aus, deshalb muss ausgetretenes Material nach der Durchtrocknung mit einem Beitel entfernt werden.

Das war es. Meine Eltern sind zufrieden. Und ich auch...