Doing for learning und/ oder auch Learning for doing…
- Skill levelNormal
- Costs70 €
- DurationMehr als 4 Tage
Wer kennt das nicht bei seinen eigenen genetisch familiären Erbfolgern? Schon bei der Geburt und auch erst recht danach geht man unbedingt zwingend davon aus, dass da ein absoluter Hochintelligenz-Bolzen vor sich hingedeiht.
Die ersten drei Holzklötzken unfallfrei übereineingestapelt ohne den Teppich vollzusabbern? Mindestens zwei Klassen überspringen! Nach 84 Versuchen endlich das dreieckige Plastik-Eindrück-Ding auf dem Formen-Rondell nicht mehr in den Kreisausschnitt gefrummelt? Mindestens Studium! Mit dem Bobbycar nicht mehr gegen die geschlossene Badezimmer-Tür rumsen und laut quiekend „Buuhhäähääh“ stammel-schreien? Absolutes Ingenieurswesen! Nach dem heimlichen Verzehr von sechs Duplo-Pralinen-Stangen mit kurzweiligem Aufstoßen auf Anhieb bis Hundertdreiundölfzich zählen zu können? Absoluter Professoren-Pathos!
Was liegt da näher, als einer knapp eineinhalb Jahr alten Gehirnschmalz-Gewinnerin, die noch ihre Schmauchspuren über den Teppich zieht, einen Schreibtisch zu besorgen? Besser gesagt: ungewollt besorgt aufgedrückt bekommen zu haben…
Das lädierte Lernteil, von den Vorbesitzern mit anscheinend ähnlichen Wissensfertigkeiten liebevoll abgearbeitet, landete somit vor knapp 4,5 (!) Jahren im schicken Keller unserer vorherigen Mietwohnung und hat nun endlich seine Bestimmung und Prüfung gefunden: die Lütsche ist fast sechs Jahre alt und benötigte eine adäquate Arbeits- und Kreativplatte mit Beinen drunter.
Als ich im Februar diesen Jahres mit dem Projekt „Restauration und Aufbau“ begann, war mir nicht klar, wie viel hirnigen Kraftsaft ich darauf verschwenden musste… was für mich spricht, denn diese Art von irrationaler Projektführung kannste nur, wennste’n klaren Bild vonnen Endprodukt kennen tust…
… aber seht selber:
- Akku-Schrauber
- Oberfräse
- Tischbohrmaschine
- Handkreissäge
- Hammer
- Winkel
- Schraubendreher
- Zollstock
- Bleistift
- 20mm Forstnerbohrer
- Liter
- 375ml
- Liter
- Gramm
- 19mm
- Gramm
- Schleifscheiben
- Möbelschrauben
- Kleinkrams
Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund…
Nachdem dieses Stück von Hightech-Holz, von Kinderhänden und Füßen herzlichst nachbearbeitet, nun wirklich reif, ausgetrocknet und absolut abgelagert war, habe ich am Anfang zuallererst mal Bestandsaufnahme gemacht:
Tischplatte in Kiefer - checked
Rahmen mit Füßen - checked
Höhenverstellungspenökel - checked
Höhenverstellungsseitenteile mit Einrastfunktion für die Höhenverstellungspenökel… fuck… nicht checked
Die Seitenteile, die zum Anheben und Anpassen der Arbeitsfläche an die körperliche Längenbedürfnisse des demnächst elitären Nachwuchses gebraucht werden, waren anscheinend verschütt gegangen. Minutenlanges Suchen und sekundenlanges Rumgestöhne im vollgeproppten Werkkeller brachten die auch nicht wieder hervor. Schnelle Kurzdenker-Entscheidung: „…mach ich die halt selber...“.
Hach, welch ein Glück ich doch hatte: die exakt passenden 19mm Multiplex-Birke-Platten genommen, mit der Tauchkreissäge mittig aufgetrennt, kleine Stiftnägel gegen das Verrutschen eingetrieben, mit bestem Holzleim vom Feinsten eingerieben und dann unter Zwingenkraft quasi gedoppelt. Zweimal.
Da sich an den blauen Beinen des Tisches eine Feder befand, musste ich nun in die neuen Höhenversteller aber eine Nut Federführend einbringen. Da ich (noch) nicht im Besitz eines Frästisches bin, musste ich mir eine abenteuerliche Konstruktion an der Seite des MFT hinfummeln, um den beiden Schichtholz-Prengel von oben mit der Oberfräse eine 8mm-Lunke zu verpassen… Wat’n Aufwand.
Das Ergebnis hat gewollt gepasst. Nen büschen Spiel zwischen Nut und Feder is‘ ja auch nicht so schlimm, soll später auch noch Kunstoff-Lackage rein…
Damit ich den Anschluss an den Rahmen haben konnte, musste ich als absoluter Grobmotoriker nun passgenau jeweils an den oberen Enden diese ausklinken. Anzeichnen, Feinsäge raus und ritze-ratze per Hand auf Maß bringen. Und, siehe da, geht doch. Passt, wackelt nicht, braucht keine Luft.
Hoch und höher…
Damit wir die Höhe nivellierend als auch arretierend festzuppeln können, musste ich jeweils 7 Löcher in 20mm-Durchmesser im Abstand von jeweils fünf Zentimeter zueinander mit der PBD40 in die beiden Seitenteile zaubern. Als Befestigungsgegenpunkt habe ich an den Beinen jeweils zwei 10 x 15cm-Klötze aus Multiplex ebenfalls mittig mit einem 20-er-Loch versehen.
Damit ich nun die Position der Einrastpenunsen bestimmen konnte, musste ich erst mal welche haben… Welch ein Zufall, dass die von mir genutzten „Benchdogs“ (5x5cm-Multiplex mit 20mm-Rundholz) genau justamente als Haltepunkte auf dem MFT rumlagen. Die nehme ich. Diese nun vor dem Anschrauben (wichtig!) der beiden Klötze durch die jeweiligen Löcher gesteckt. Festschrauben. Nun habe ich exakt die Höhenverstellung und kann an den Seitenteilen jeweils zwei Halteklötzchen einstecken. Ich sehe die nutzende Dame schon barfuß auf dem Deck des Schreibtisches stehen und „Käpt’n, oh mein Käpt’n“ rufen… mit den Halterungen, wie ich sie gebastelt habe, ist die Teilnahme am „Club der toten Dichter“ allerdings ausgeschlossen.
Nochmaliger Zusammenbau, komischerweise war die Mittelverstrebung des Rahmens unter dem Tisch nun millimeterweise zu lang… Das Holz sich so ausdehnt, hätte ich nicht gedacht… Gekürzt, nachgebohrt und passt. Der Rahmen ist endlich fertig.
Späne machen…
Nun sollte es endlich an die noch nicht offenbarte Schönheit des Tisches gehen. Mit dem Abzieher zum Anfang die obersten Schichten abgepellt, mit Holzpaste die anscheinend mit Ein-Zoll-Nägeln eingearbeiteten Hilfenachrichten (unter anderem ein Herz!) des Vorbesitzer/in unkenntlich gemacht und dann erst einmal nur von 80er über 150er-Edelkorund hochgeschliffen. Fein.
Da die Tischplatte später im Neigungswinkel verstellbar sein wird, habe ich auch die vorne eingearbeitete Nut von den Kinderüberbleibseln gereinigt (geschmolzene Gummibärchen-Schokoladen-Popcorn-Hautreste-Spucke-Mische feinster Güte… *würg*) und ebenfalls gut geschliffen.
Da die bisherige 45-Grad-Rundung umlaufend an der Tischplatte anscheinend als heimische Schärfkante für Kindertaschenmesser genutzt worden ist, habe ich mit einem Abrundfräser eine neue umlaufend erstellt und dann die Fläche inklusive Rundung mit 240er und 320er final geschliffen. Auf dem Ding würde nach dem Lackieren sogar Spiderman hängend nen Spagat machen sollen…
Der nötige Rahmen…
Jetzt den zerschrabbelten Rahmen aufarbeiten. Das mir unbekannte Vorbesitzer-Kind schien eher Lust am Hochlegen der Stilettos oder einen verdammt großen Hamster gehabt zu haben, dementsprechend sahen die beiden Querstreben aus. Wo ich gerade dabei war, habe ich auch alle restlichen Teile komplett geschliffen.
Hach, war dat’n Vergnügen mit dem Tellerschleifer.
An viele Teile eine 45-Grad-Fase geschliffen … ich konnt‘ irgendwie gar nicht mehr damit aufhören. Aber gelohnt hat es sich. Die Klötze sahen nicht mehr so Klotz-klobig aus und aus den neuen Halteklötzchen (ehemals Benchdogs) wurden kleine Vierkantlinge mit Doppelfase… Einige Teile habe ich mit 2-K-Spachtel von den Kinderhandgearbeiteten Vertiefungen befreit und alles ebenfalls bis auf 320er per Hand nachgeschliffen.
Edles Die-sein…
Diese bunte Pippi-Langstrumpf-Mischung mit „Finger-in-den-Hals-steck“-Optik an Farben sollte nicht mehr sein. Kurze familiäre Farbfachberatung und der Grundton „Weiß“ war gefunden. Künstlerische Elemente und Abweichungen wurden mithin mir zugestanden („… mach doch, wie Du denkst…“). Vorgabe: es darf nicht müffeln. Im Fachhandel feinsten Acryllack gekauft. Der riecht beim Trocknen nur nach Käsefuß, aber das ist nach einer Stunde weg.
Fast das komplette Untergestell dreimal mit weißem Wasserbasis-Lack übergestrichen.
Die Halteklötzchen habe ich im Grundton „Moosgrün“ vorgestrichen und „Nass in Nass“ mit weißem und moosgrünem Lack tupfend-kreiselnd bearbeitet. Zum Abschluss mit dem Mossgrün kurz vor dem Anziehen des Lackes feine Striemen rübergesprenkelt. Marmorierte Bernstein-Schwimmbad-Steine. Perfekt für Kinderaugen!
Die beiden Querstreben ebenfalls so behandelt, nachdem ich Ihnen Arbeitsstelzen angeschraubt hatte. Rechts und links zwei Restholzbretter angeschraubt, damit ich die Flunken zwischendurch drehen kann...
Das Sprenkeln... das ist absoluter Klehkrams. Aber was tut man nicht für den kommenden Altersbetreuer…
Edler Genuss in Teak…
Die beiden quer verlaufenden Rahmenteile, auf denen die Tischplatte aufliegt, als auch die Selbige selber habe ich mit Wasserbeize im Farbton Teak auf Edel gebracht.
Am Folgetag mit einem Schleifpad vorsichtig alle Teile, die nicht im Farbton Weiß sind, kurz abgefidelt und dann jeweils dreimal mit Parkettsiegel (ebenfalls Wasserbasis) per Pinsel auf „glänzend“ gestrichen.
Auch die Bernstein-Designer-Streben und Halteklötzken! Nach mehrtägiger Trocknung könnte man nun zum Finale kommen…
Aufbau und Gehhhiiirrrrnnnn!
Endlich, endlich, endlich.
Zusammen- und Aufbau.
Da ich nur zwei Hände habe, wurde kurzerhand die kommende Nutzerin des stylischen Möbelstückes als Assistentin umfunktioniert. Einer muss den Überblick behalten. Nach und nach wurden mir die Teile gereicht und ich konnte ganz entspannt den Trümmer zusammensetzen. Große Familien-Teamleistung! Es hat immer noch alles gepasst und auch die Neigungsverstellung geht einwandfrei.
Die „Lady of absolutly strictly learning“ hat der Dame des Hauses sofort den Einkauf eines Hochbegabten-Hockers aus dem schwedischen Möbelhaus abgeschwatzt und fährt seitdem mit dem gasbetriebenen Höhenversteller des Popomöbel rauf und runter… Intelligenzbestie!...
… einwandfrei für höhere Aufgaben bestimmt. Mir wurde ein richtig fettes „Vielen Dank, Papa!“ gefolgt von einem Schmatzer und einer innigen Umarmung zuteil und daher weiß ich, wofür ich den ganzen Aufwand betrieben habe! Unbezahlbar!
Euch weiterhin gutes Gelingen!