Werkzeuge für Heim & Garten

Badmöbelfronten umlackieren vom Lackier-Neuling


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    125 €
  • Duration
    Mehr als 4 Tage

Dummerweise stellte sich die Farbe, eines im Internet gekauften, Möbelwaschtisches als dunkelbraun heraus – auf dem Bildschirm hatte es dunkelgrau ausgesehen!
Wir entschieden uns, den Korpus zu belassen (fällt nicht so arg auf), und Fronten auf Farbe Weiß zu ändern.
Die „Lehrgeld“-Bilanz sieht folgendermaßen aus:
Alternative 1, neue Fronten kaufen:  240 EUR
 
Alternative 2, umlackieren:
29 EUR, HVLP-Lackierpistole 1,7 mm DÜSE (kein PFS, da Kompressor schon vorhanden)
15 EUR, Wasserabscheider
30 EUR, Schutzmaske und Staubbindetücher
39 EUR, Lack mit Härter und Verdünner (Mischbecher und Rührstäbe wurden kostenlos mitgeliefert),
11 EUR, RAL-Farbfächer
Summe 124 EUR
 
Die Alternative 2 machte das Rennen. Ist günstiger und für den ambitionierten 1-2-do-ler auch reizvoller – was sollte ich denn sonst auch hier berichten? Neu kaufen kann doch jeder!
Außerdem kann man die Werkzeuge noch für andere Projekte einsetzen (Begründung für meine Frau)!
Dank der zahlreichen Anleitungen zum Lackieren, auch in diesem Forum, habe ich mich als Neuling an das Thema herangewagt. Durch meinen Erfolg möchte ich auch andere dazu ermutigen!

Du brauchst
  • HVLP-Lackierpistole 1,7 mm Düse
  • Kompressor mit Zubehör
  • Lack mit Härter und Verdünner
Schritt 1 5

Der verwendete Lack

Zunächst musste erst einmal geklärt werden, welcher Farbton gewünscht ist, denn weiß ist nicht gleich weiß, und Schaden macht klug!. Mit dem RAL-Farbfächer (es gibt 8 Weißtöne darauf) habe ich, im Vergleich mit dem Waschtischbecken, RAL 9016 Verkehrsweiß ausgewählt.
Meine Anforderungen an den Lack waren: Hohe Abriebbeständigkeit und gute Haftung.
Durch Suche im Internet wurde ich auf den 2K-Lack ARTI PURCRYL-Color aufmerksam, der im Internet in diversen Farbtönen zu bekommen ist.
Beschreibung dort:
Schnelltrocknender, pigmentierter 2K-PUR Mehrschichtlack auf Acrylatharzbasis mit sehr guter Haftung auch auf kritischen Trägermaterialien.
Hochwertige Pigmente und Bindemittel gewährleisten eine hervorragende Lichtbeständigkeit und Farbstabilität. Geeignet für die deckende Lackierung hochwertiger Möbeloberflächen im Küchen-, Sanitär-, Wohn- und Schlafbereich, Innenausbau sowie in Hotels und öffentlichen Einrichtungen.

Schritt 2 5

Die Vorbereitungen

Probestücke zum Üben:
1 Tür des alten Badschrankes (war vorher taubenblau).
1 runde Scheibe aus einer Siebdruckplatte (beide Seiten glatt).
 
Alle zu lackierenden Teile wurden mit Verdünnung gereinigt (sauberer und fusselfreier Lappen, Baumwollhandschuhe tragen) und mit Schmirgelpapier (Korn 240 angeraut). Ausnahme eine Seite der Scheibe, hier wollte ich den Einfluss auf die Lackhaftung testen. (Ergebnis, der Lack hält an beiden Seiten sehr gut, an der angerauten Seite etwas besser).
 
Die Werkstatt wurde mit Karton und Malerflies ausgestattet.
Als Auflage für die zu lackierenden Teile diente eine Spanplatte mit aufgeschraubten Holzklötzen.
 
Am Kompressor hatte ich das Kondensat abgelassen (braune Brühe kam raus).
Die neue Spritzpistole wurde zerlegt, und gründlich mit Verdünnung gereinigt und durchgeblasen. Es ist mir schleierhaft, wieso der Hersteller eine Edelstahldüse mit Fett konserviert!

Schritt 3 5

Den Lack anmischen und probesprühen

Die zu lackierende Fläche (eine Seite) betrug ca. 0,9 m².
Die benötigte Lackmenge nach Herstellerangabe ist 250 ml pro 1 m².
Da der verwendete Lack im Verhältnis 10:1 (Volumenteile) mit Härter zu mischen ist, ergab meine Rechnung:
250/11*10 = 227 ml Lack und 250/11 = 23 ml Härter, in Summe also 250 ml.
Es hat sich beim 1. Lackierdurchgang gezeigt, dass solch kleine (Härter) und ungerade Mengen nur schwer im Messbecher bestimmt werden können. Außerdem war die Lackmenge insgesamt zu knapp bemessen.
Beim 2. Lackierdurchgang habe ich daher 250 ml Lack mit 25 ml. Härter genommen.
Dazu kommt jeweils nochmal 10% Verdünnung (25/27,5 ml.) und alles wird sorgfältig gemischt.
 
Die Spritzpistole befüllen und einstellen:
Druckluft laut Angabe 2,5 – 3,0 Bar. Ich stellte am Druckregler des Wasserabscheiders 3,5 bar (Schlauchzuschlag) ein. Bei betätigen der Spritzpistole fällt der Druck auf ca. 2 bar ab!
 
Zuerst spitzte ich zur Probe auf einen Karton. Dabei stellte ich die Stellschrauben für die Luft- und Lackmenge (siehe Bild) ein, bis ein sauberes Ergebnis erreicht wurde.
Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei Wechsel von Punkt- auf Breitstrahl die Stellschrauben für die Luft- und Lackmenge je eine Umdrehung herausgedreht (Menge vergrößert) werden muss.

Schritt 4 5

Das eigentliche Lackieren

So, nun konnte das eigentliche lackieren (zuerst an den Probestücken) losgehen:
Dabei die Spritzpistole im Abstand von 30 cm parallel am Werkstück vorbeiführen. Die Pistole vor dem Werkstück leicht durchdrücken, damit die Sprühluft einsetzt. Dann ganz durchdrücken, damit der Lack kommt.
Vorsicht: Mit dem Schlauch nirgends hängen bleiben (am besten mit der linken Hand führen) !
 
Zuerst mit dem Punktstrahl (Drehrad ganz nach rechts) die schmalen Stirnseiten lackieren.
Dann die Fläche mit Breitstrahl (Drehrad ganz nach links, Luft- und Lackmenge je eine Umdrehung herausgedreht) mit Längs- und Querstichen deckend lackieren.
 
Achtung: Am Probestück hatte ich den Fehler gemacht, zu wenig Lack (zu viel Luft) aufzutragen. Das ergibt dann eine sehr raue Oberfläche.
Da der Lack sehr hart ist, war polieren sehr mühsam. Bessere Erfahrungen habe ich dabei mit Schmirgelpapier (Korn 1.000) gemacht.
 
Auch sollte man die Spritzpistole nicht bis auf den letzten Tropfen leersprühen!
Also nochmals - den Lack satt auftragen!
 
Nach etwas Übung kann sich das Ergebnis aber sehen lassen!
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Das Reinigen der Spritzpistole ist ein aufwendiges Vorhaben:
Überschüssigen Lack (wenn vorhanden) ausfüllen und entsorgen – ja nicht in die Lackdose zurückschütten, denn durch den enthaltenen Härter würde der gesamte Lack unbrauchbar!
Spritzpistole mit Verdünner durchblasen, dann Düse, Düsennadel, Becher mit Lackfilter abmontieren und nochmals alles mit Pinsel in Verdünner reinigen.
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Nach der Lacktrocknung (über Nacht), und vor der nächsten Lackschicht mit Schmirgelpapier (Korn 400) den Spritzstaub entfernen, und mit einem Staubbindetuch aufnehmen.
Die Rückseite erhält nur 1 Lackschicht, sie war schon weiß.
Die Vorderseite erhält 2 Lackschichten.

Schritt 5 5

Fazit

Ganz schön viel Arbeit, aber wie immer bei mir - das Ergebnis zählt!
 
Vorteile der Spritzlackierung (aus meiner Sicht):

  • Die Oberfläche ist dünn, gleichmäßig und ohne Läufer lackiert.
  • Die Härte und Haftung (auch auf glatter Siebdruckplatte) des Lackes sind super, und mit nichts zu vergleichen, was ich jemals gepinselt oder gewalzt habe!
  • Ideal für Werkstücke mit großer oder mit Pinsel/Walze schlecht zu erreichenden Flächen z.B. Rankgitter (leider schon mühevoll mit Pinsel lackiert).
 
Nachteile der Spritzlackierung (aus meiner Sicht):
  • 2 K-Lack mit Verdünnung ist teuer.
  • Aufwendige Vorbereitungen notwendig.
  • Eine dünne Lackschicht gleicht Unebenheiten nicht so gut aus (evtl. Füllern, Schleifen…).
  • Lackverbrauch ist durch Sprühverlust höher.
  • Sprühnebel und Lackdämpfe sind immens (nach der 1. Lackschicht Maske gekauft – unbedingt zu empfehlen, Grundreinigung der Werkstatt – war eh nötig).
  • Reinigung der Spritzpistole ist aufwendig (Verdünnung) und zeitraubend.
 
Ich hoffe meine Ausführungen sind jemandem hilfreich.
Ich freue mich auf eure Kommentare und Bewertung (mit möglichst vielen Daumen)!  :)


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