Werkzeuge für Heim & Garten

Ein Moxon-Schraubstock


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    35 €
  • Duration
    2-3 Tage

Meine selbstgebaute Werkbank und die Hobelbank, die mir meine Frau vor einigen Jahren geschenkt hat, haben einen kleinen Nachteil: Die Spannwerke erschweren das Einspannen von breiteren Platten. Das liegt an der Konstruktion und ist nicht weiter schlimm - schließlich kann ich mir mit einer Schraubzwinge behelfen. Aber ohne diesen Umweg wär' auch nicht übel...

Also muss eine andere Möglichkeit gefunden werden, Platten einzuspannen. Eine kurze Recherche ergab, dass es schon so etwas gab: den Moxon-Vise. Bei FeineWerkzeuge gibt es Das Gewinde-Set von Benchcrafted, allerdings sind mir 150 Euro dafür etwas zu teuer. Daher habe ich mir einen solchen Schraubstock selber gebaut

Du brauchst
  • Schlagbohrmaschine
  • Stecheisen
  • Winkel
  • Markiermesser
  • Bleistift
  • Streichmaß
  • Grundhobel
  • Borhwinde
  • Meterstab
  • Forstnerbohrer 20mm
  • Schraubzwingen
  • Holzleim
  • Hammer
  • Fuchsschwanz
  • Putzhobel
  • Lochsäge
  • Raspel / Feile
  • Gewindestab
  • Muttern
  • Holzplatten
  • Restholz
Schritt 1 8

Der Zuschnitt

Der Zuschnitt der Platten ist nicht weiter schwer: Eine Platte ist genau zwei Meter lang. Ich messe von jeder Seite 99,9 cm zur Mitte hin und ziehe mit dem Messer eine Linie - so erhalte ich zwei Einschnitte, die zwei Millimeter auseinander liegen - das entspricht der Blattbreite meines Fuchsschwanzes. Beide Linien werden komplett umgewinkelt, um Ausrisse zu vermeiden. Mit dem Stecheisen entferne ich ein wenig Holz am Rand der Platte; so hat der Fuchsschwanz eine kleine Mulde, in die er eintauchen kann.

Nach dem Absägen kann die Schnittkante mit dem Putzhobel geglättet werden - bei einem Werkstattzubehör vielleicht nicht unbedingt erforderlich...

Die zweite Platte säge ich auf 120 cm zu. 
Das verbleibende, ca. 80 cm lange Stück, wird in der Breit auf 15 cm gekürzt (Streichmaß auf 49mm einstellen, anreißen, absägen, glatt hobeln) und dann in 15 cm breite Stücke zersägt.

Schritt 2 8

Die Bodenplatte

Ich will nicht einfach die hintere Backe mit der Bodenplatte verleimen. Deshalb stelle ich das Streichmaß auf die Dicke der Platte ein und reiße eine Linie auf der Bodenplatte an. Dann lege ich die hintere Backe mittig auf die Bodenplatte und markiere die Außenkanten.

Jetzt kommt der nicht ganz so spannende Teil: Mit einem breiten Stechbeitel (die Platte ist 28 mm dick, der Beitel sollte mindestens genauso breit sein, ich habe einen 30 mm-Beitel verwendet) schlage ich Kerben ins Holz - als Orientierung gilt die Linie, die ich mit dem Streichmaß gezogen habe. Wenn ich den Meter fertig habe, entferne ich das eben "angestemmte" Holz. Dann fange ich von vorne an. Das Wiederhole ich, bis ich knapp zwei Zentimeter tief bin. Den Rest mache ich mit dem Grundhobel...
Die hintere Backe passt, wenn das Holz beim Zusammenstecken nicht gequetscht wird und die Teile nicht auseinanderfallen.

Schritt 3 8

Die Löcher

Ich messe an einer der Platten die Punkte für die Bohrungen aus: Der Schraubstock soll drei Gewindestäbe aufnehmen. Ich setze einen Punkt mittig, die anderen beiden jeweils 15 cm vom Rand entfernt - so kann ich etwas über 60 cm breite Holzplatten einspannen (das dürfte für 98% der Anforderungen genügen).

Dann lege ich beide Platten deckungsgleich aufeinander und klemme sie mit Schraubzwingen auf der Werkbank fest (da, wo die Löcher entstehen sollen, unterfüttere ich sie mit Restholz). Dann bohre ich drei Löcher mit dem 20er Forstnerbohrer. Das geht auch mit der Bohrwinde - ich verwende trotzdem den Akkubohrer (nicht aus Bequemlichkeit, sondern um Zeit zu sparen...).
In der vorderen - beweglichen - Platte müssen die Löcher etwas größer sein, damit die Platte auch ein wenig schräg gestellt werden kann - so kann ich eine Seite auf die Dicke des Werkstückes einstellen und die Backe dann über den anderen Gewindestab öffnen und schließen. Für die Vergrößerung der Löcher gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man raspelt sie größer oder man bohrt vorher mit einem 25er Forstnerbohrer vor und dann erst die Löcher mit dem 20er...

Schritt 4 8

Die Muttern

Die hintere Backe soll die Muttern aufnehmen. Diese sind ca. 15 mm dick; wenn ich sie bündig ins Holz einlasse, bleiben also noch ca. 13mm Holzdicke - das sollte genug Stabilität bieten...

Ich stecke einen Gewindestab (die gibt's mit einer Länge von einem Meter im Baumarkt; ich habe drei Stück à 25 cm abgelängt - mit einer Pulsäge mit rostigem Blatt macht das richtig Spass :-)...) durch eines der Löcher und drehe eine Mutter drauf. Eine zweite Mutter kommt auf die andere Seite der Holzplatte, um die Muttern zu fixieren. Mit dem Markiermesser ritze ich den Umriss einer Mutter nach; danach entferne ich den Gewindestab. Jetzt wird mit dem Stecheisen die Kontur nachgeschnitten undder Umriss weg gestemmt. Das ist etwas fummelig, weil das Stecheisen nicht wirklich flach in die Aussparung eingeführt werden kann. Wenn die Mutter so ins Holz passt, dass sie nicht über die Oberfläche der Holzplatte hinaus steht, sind die nächsten beiden Löcher an der Reihe.

Schritt 5 8

Stabilität

Jetzt kommen die in Schritt 1 hergestellten 15 mal 15 cm-Blöcke zum Einsatz: Eine Ecke wird mit Stecheiisen und Raspel abgerundet (dieser Schritt ist optional, denn er dient lediglich der "Hübschivität"). Dann werden sie einen Zentimeter tief in die hintere Backe eingelassen. Zuerst wird auf einer Seite eine kleine Markierung mit dem Messer gesetzt. Dann wird der Winkel zu Hilfe genommen und eine Linie mit dem Messer angerissen. Auf der anderen Seite des Holzblocks zeichne ich eine Linie mit dem Bleistift an.

Der Schnitt wird mit dem Stecheisen verbreitert. Erst dann wird das Eisen senkrecht in die Schnittkante getrieben, um die nötige Tiefe - 10 Millimeter - zu erreichen (macht man das vorher, würde das Stecheisen im Holz "wandern" und die Verbindung wackelig werden). Der Holzblock wird dann gegen die entstandene Wand gedrückt und mit dem Messer auf der anderen Seite eine Markierung gesetzt, welche dann mit dem Winkel  verlängert wird; dann stellt man fest, dass der Schnitt und der Bleistiftstrich nicht deckungsgleich sind...
Die letzten Holzfasern werden mit dem Grundhobel entfernt - so ist gewährleistet, dass alle Schlitze gleich tief sind. Auch hier gilt: Wenn das Holz nicht gequetscht wird bzw. der Block aus dem Schlitz heraus rutscht, ist es richtig.
Zum Schluss werden alle drei Blöcke in ihre Schlitze gesteckt und dann die hintere Back auf die Bodenplatte gesetzt - dann wird mit dem Messer markiert, wo die Schlitze liegen sollen und diese ausgestemmt.
Bevor das Ganze verleimt wird, bohre ich mit dem Forsnerbohrer noch jeweils ca. 16 mm tiefe Löcher - da die Blöcke einen Zentimeter in die Backe eingelassen sind, steht die Mutter genauso weit über; aus dem Block muss also etwas Holz entfernt werden, um sie aufzunehmen; der gewindestab kann dann noch sechs mm weiter aus der Mutter herausstehen und sich dann gegen das Holz drücken. Diesen -schwer zu beschreibenden - Schritt habe ich nicht weiter fotografiert...

Schritt 6 8

Verleimen

Bevor es jetzt ans Verleimen geht, muss alles noch einmal auseinander genommen werden - die Muttern müssen noch in die Rückseite der hinteren Backe gesteckt werden. Dann gehts los: Der Leim wird in die Schlitze und den Falz an der Vorderseite der Bodenplatte gegeben. alles wird zusammen gesteckt und mit diversen Schraubzwingen verpresst - hier gilt grundsätzlich: Man hat immer eine Zwinge zu wenig, und die längste ist einen Zentimeter zu kurz ;-)

Ist alles getrocknet (bei den momentanen Temperaturen am nöchsten Tag), folgt eine allererste Probe: Ich stecke zwei Gewindestäbe in die äußeren Löcher und drehe sie fest. Dann setze ich die zweite Platte auf die Gewindestäbe und drehe zwei Muttern auf. 
Jetzt zeigt sich, dass die Idee, drei Löcher zu bohren, gar nicht mal so schlecht war:  Die beiden äußeren Löcher liegen ca. 65 cm auseinander. Wenn ich ein schmales (maximal 20 cm breites) Holzstück einspanne, könnte es passieren, dass die vordere Spannbacke sich ein wenig biegt. Im besten Fall ist das nicht weiter schlimm, im schlimmsten Fall könnte sie das Werkstück deformieren.
Der test war soweit erfolgreich: Eine probeweise eingespannte Holzplatte hält. Das aufdrehen der Muttern ist aber noch nicht optimal - es fehlen noch...

Schritt 7 8

... die Drehknäufe

Für die Knäufe habe ich ein Stück Leimholz, 18 mm Fichte, eine Bohrmaschine (in Ermangelung eines Bohrständers - mit dem wäre es wahrscheinlich wesentlich sauberer geworden) und zwei Lochsägen (57 und 83 mm) verwendet - und mich ziemlich dämlich angestellt...

Ich habe zwei Scheiben à 57 mm und vier à 83 mm ausgeschnitten. Da war dann allerdings das Loch vom Zentriebohrer in der Mitte - das war jedoch so groß, dass die Zentrierspitze des Forstnerbohrers zu viel Spiel hatte. Also habe ich ein Stück Rundstab in das Loch gesteckt und den Forstner darüber zentriert - völliger Blödsinn! Dadurch kann der Dorstnerbohrer nämlich verrutschen, so dass das Loch nicht mehr zentriert ist. Das ist zwar nicht wirklich furchtbar (schließlich handelt es sich um eine Werkstatthilfe), aber nächstes Mal werde ich
mit dem Forstner ein paar Millimeter vorbohren
das Loch aussägen
mit dem Forstner den Rest nachbohren.
In zwei der großen Scheiben lasse ich, wie oben in Schritt vier beschrieben, die Muttern ein - Achtung: Da das Holz nur 18 mm dick ist, muss man vorsichtiger arbeiten als bei den 28mm-Platten, sonst bricht man durch...
Dann leime ich eine kleine Scheibe auf die "Mutter-Seite" und eine große auf die andere. Damit es passt, drehe ich einen Gewindestab durch, so liegen alle drei Löcher übereinander. Das Ganze wird dann mit Zwingen verpresst.

Schritt 8 8

Zu guter Letzt

Das ganze Werk wird nun noch geschliffen.

Ein kleines Designelement (und eine Hilfe) fehlen noch: Da der Schraubstock hauptsächlich für Schwalbenschwanzzinkungen - und garantiert auch für verdeckte Schwalbenschwänze - verwendet wird, bietet es sich an, an der vorderen Backe eine 45°-Fase azubringen. Das ist nicht weiter schwer: Streichmaß auf die gewünschte Breite (ich habe mich für 20mm entschieden) einstellen, Linien anreißen und Hobeln - zuerst (mit dicker Spanabnahme) auf die eine angerissene Linie, dann auf die andere. Dann mit dünnerer Spanabnahme den Huckel in der Mitte weghobeln.
Jetzt wird alles mit Bienenwachslasur angestrichen, damit es nicht Veränderungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit (die ja im Schuppen zwangsläufig vorkommen) wenigstens ein bischen widersteht. Dann is' fertig.

Happy Zinking!