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Klarlack über Leinölfirness?

Cnpeanut
Silbermitglied
Moinsen.

Ich habe für meine bessere Hälfte Bänke für die Schule gebaut. Die habe ich mit Leinölfirness bearbeitet. Ich dachte einfach, das wäre eine gute Idee wegen der Kinder und so. Nun kommt mein Frauchen und sagt, dass sie zumindst die Sitzoberfläche gern mit Klarlack gestrichen hätte, weil sie jetzt festgestellt hat, dass da doch Abnutzung vorhanden ist (ist halt nur Fichte/Tanne).

Frage: Geht das einfach so oder muß ich irgendwie vorbehandeln? Verträgt sich der Lack mit dem Öl?
6 ANTWORTEN 6

Rookie
Silbermitglied
Das ist jetzt nur Laienwissen aber, ich habe gehört, dass eine geölte Oberfläche nicht lackiert werden kann. Also, kann schon, der Lack hält aber nicht so gut durch das Öl. Also entweder schleifst Du alles wieder komplett runter, oder Du nutzt z.B. Hartwachs Öl. Durch das Wachs härtet die Oberfläche schön aus und ist Wiederstandsfähig.

Allerdings muss das Öl gut einmassiert/poliert und über einen gewissen Zeitabstand neu aufgetragen werden.
Also, erste Schicht, ne Woche später die zweite Schicht, noch ne Woche später die dritte Schicht.

Sobald die Oberfläche kein neues Öl mehr aufnimmt, bist Du am Ziel.

Rainerle
Diamantmitglied
Leinölfirnis ist per se ein Hartöl. Durch die Sikative härtet Firnis aus. Reines Leinöl würde das zwar auch, aber erst nach Wochen. Firnis härtet da wesentlich schneller. Du kannst das ausgehärtete Firnis durchaus lackieren. Aber nur dann. Ist es noch weich hält der Lack nicht.

Vorsicht: Gerade bei weichem Holz hat man das Problem, dass das Holz bei Belastung nachgibt und der Lack aufspringt. Das gibt dann harte Kanten und letztlich blättert er auch schnell. Das passiert aber auch bei Hartöl. Letztlich ist Hartöl und Lack nicht wirklich anderes. Es sind ein flüchtiges Bindemittel und härtende Feststoffe (richtige Benennung?). Hartöl platzt auch ab wenn die Oberfläche stellenweise belastet wird und das Holz darunter nachgibt.

Ich würde wenn schon Leinölfirnis darauf ist, einfach nachölen. Nachteil ist, dass Leinölfirnis ziemlich stinkt. Ich würde ein Hartwachsöl verwenden, das ist von der Oberfläche nicht ganz so hart und riecht meist nicht ganz so lange. Hilfreich könnte auch sein, einfach sehr dünn ein Wachs aufzutragen, mit Tuch abzureiben und mit einer Bürste zu glätten. Das kittet die feinen Risse, lässt die Oberfläche leicht glänzen. Das wiederholt man alle Jahr einmal.

mit
Silbermitglied
Richtig. Leinölfirnis und Hartöl sind chemisch gesehen nichts anderes als KH - Lacke. ( richtige Bezeichnung Alkydharzlacke ) Es sind dies Ester mehrbasiger Carbonsäuren mit höheren Alkoholen, im Fall von Leinöl immer und im Fall von Hartölen meistens natürlichen Ursprungs. Und es stimmt auch, daß die Firnis bzw. die Hartöle schneller aushärten als das reine Öl, da die Sikkative die " Trocknung" wie jeder Kat nur beschleunigen.
Beide Produkte und die Alkydharzlacke trocknen nicht nur physikalisch durch verdunsten des Lösemittels, sondern auch chemisch durch Oxidation ( Sauerstoffaufnahme ).
Der langen Rede kurzer Sinn ist, du kannst mit Leinölfirnis behandelte Flächen wie ganz normal lackierte behandeln. Wichtig ist, wie schon bemerkt, daß die Beschichtung wirklich vollkommen ausgehärtet ist.
Allerdings würde ich bei mechanisch hochbelasteten Teilen wie Sitzflächen eine Universalgrundierung aufbringen und danach mit einem wirklich belastbaren Lack lackieren.
Wie @Rainerle richtig bemerkt hat, sind Hartöle nicht flexibel genug, wenn sich der Untergrund bewegt, was bei Sitzbänken natürlich nicht ausbleibt.
Die m. M. n. beste und dauerhafteste Lösung wäre ein 2K - PUR - Holzlack. So einer ist flexibel genug, um die federnden Bewegungen bei Benutzung der Bänke auszugleichen und mechanisch höchstwiderstandsfähig.
Nach Aushärtung ist die Beschichtung gesundheitlich zudem vollkommen unbedenklich.
Die Sikkativierung von Alkydharzlacken erfolgt immer noch mit Kobalt - und/oder Manganverbindungen, je nachdem, was für ein Trocknungsverlauf gewünscht ist.
Diese Allergene sind zumindest bei entsprechender Empfindlichkeit nicht unproblematisch.
Wenn nach mehreren Jahren dann eine Renovierung anstünde, genügte anschleifen und lackieren.

Cnpeanut
Silbermitglied
@Rookie @Rainerle @mit Herzlichen Dank für eure Antworten, insbesondere mit's hochgradig qualifizierte Antwort hat mir sehr geholfen. Danke nochmals dafür und ich denke, dieser Thread darf dann geschlossen werden:)

Rainerle
Diamantmitglied
Ein interessanter Thread. Danke @mit.
Schlimm finde ich, dass die Hersteller seltenst preisgeben, was sie ihren Lacken oder Hartölen/wachsen hinzufügen. Bei letzteren geht jeder von Naturprodukten aus. Was de facto stimmt, aber auch nicht stimmt. Jede Zutat stammt irgendwie immer aus der Natur, letztlich ist aber alles Chemie. Das eine weniger schädlich als das andere?

mit
Silbermitglied
Das ist das Kardinalproblem in diesem Zusammenhang. Die Verbraucher werden durch Angaben " natürlicher Inhaltsstoffe " immer auf die Schiene " Natürlich = Gesund" geführt.
Das ist nicht immer und nicht automatisch der Fall.
Leider ist es aber selbst für Fachleute bei der heutigen Deklarationspraxis nicht immer möglich, unter den Gesichtspunkten der Gesundheit und des Umweltschutzes eine sinnvolle Entscheidung zu treffen.