So, los gehts:
Was nicht passt, wird passend gemacht....oderwenn Ikea die Reifeprüfung ist, so vergibt Kika den DoktortitelTag 1 (Do, 03.02.11): die LieferungHeute soll es endlich soweit sein: die neuen Möbel werden als Bausatz geliefert. Ich als erfahrene Handwerkerin, die sogar schon Ikea-Möbel – die Königsdisziplin aller Heimwerker – erfolgreich zusammengebaut hatte (ok, es blieben immer massenhaft Schrauben über, aber die Möbel fielen nicht zusammen), sehe dem ganzen Projekt zuversichtlich entgegen. In 2 Tagen spätestens, ach was, 1 Tag wird auch reichen, und das neue Wohnzimmer steht da. Sind ja nur 8 Möbelstücke, lächerlich, quasi ein Durchmarsch. Soweit meine Vorstellungen, welche sich aber ziemlich schnell als Illusion entpuppen sollte.
Ungeduldig warte ich also seit 13Uhr auf den Möbelwagen. Hoffentlich kommen sie bald, ich will ja um spätestens halb 5 wegfahren. Endlich sind sie um viertel 4 da und fangen gleich an, die ganzen Schachteln ins Haus zu schleppen. Klar war mir ja, dass es nicht 8 Schachteln sein würden, aber gleich so viele? Naja, wird schon stimmen, anhand der Beschriftung auf den Kartons ist mir eine Gegenkontrolle mit meiner Bestellung auch nicht möglich. Während die beiden Männer, ohnehin schon völlig erschöpft, noch den neuen Kühlschrank raufzerren, sehe ich Glassplitter auf dem neu geschliffenen Parkett. Oh nein, bitte nicht. Den Splittern folgend suche ich den entsprechenden Karton, wo die rausgefallen sein müssen. Tatsächlich, verdammt, das sieht gar nicht gut aus. Die beiden Handwerker packen also diese Schachtel sogleich aus und wir erblicken eine völlig zerbröselte Glastüre. Na super, ich bin begeistert. Das bedeutet, Wartezeit auf eine neue Glastüre. Inständig hoffe ich, dass wenigstens die Sachen in den anderen Kartons heil geblieben sind. Doch nun alle aufzumachen, fehlt einerseits die Zeit, andererseits wie soll ich dann aus 100en Einzelteilen, die zudem fast alle gleich aussehen, die richtigen für das entsprechende Möbel finden? Also vermerken wir nur auf dem Lieferschein die kaputte Glastüre.
Völlig planlos und konsterniert ob der vielen Kartons mache ich das Haus dicht und vertschüsse mich gegen Westen.
Tag 2 (Freitag, 04.02.11): erster WutanfallWieder zurück vom Kurzausflug stehe ich vor einem Dilemma. Einerseits juckt es mich, endlich mit dem Zusammenbau anzufangen, andererseits soll ich aber die Bachelor-Arbeit überarbeiten. Nun ja, ich mach halt einen Kompromiss. Also beides. Wenigstens ein Möbel möchte ich aufstellen, nur um so mal das Feeling fürs neue Wohnzimmer zu kriegen. Das dauert vielleicht 1 Stunde und dann mach ich mich an die Schreibarbeit. Planung ist das eine, die Realität das andere.
Nachdem ja eine Schachtel von der Vitrine ohnehin schon ausgepackt war, entschließe ich mich, bau ich das mal zusammen. Fehlt halt die eine Glastüre, was soll’s. Also schlichte ich zunächst den Inhalt des Plastiksackerls. 100e von Schrauben verschiedener Größen, zahlreiche Tuben mit Holzleim, Holzdübel, ein lächerlicher kleiner Imbusschlüssel und was man halt sonst noch alles braucht – oder auch nicht. Und eine Beschreibung. Also eigentlich ists nur ein A4-Blatt, auf der einen Seite die Kontrollzahlen der Kleinteile (also wieviel Stück von jedem Klump), auf der 2.Seite die Aufbauanleitung. Naja, diese Anleitung ist eher pro forma aufgedruckt, denn wirklich hilfreich ist sie nicht. Vor allem fehlt jeder Hinweis, in welcher Reihenfolge man welches Brett (ja welches, diese Frage stellt sich auch permanent) zu montieren hat. Gut, ich erwähnte ja bereits, dass ich kein Neuling auf dem Gebiet der Schreinerei und Tischlerei bin. Das pack ich schon – noch bin ich optimistisch.
Also, eine Vitrine mit Schubladen soll das mal sein. Was liegt näher, als mal die Schubladen zusammenzubauen. Das kann ich, das hab ich schon öfters gemacht. Voller Elan schnappe ich mir die Seitenteile, den Boden und die Front -– und den Leim. Der ist wichtig, soll ja halten das Ding. Allerdings stellt sich das Unterfangen mit nur 2 Händen als ein Geduldspiel heraus. Endlich geschafft, nur noch ein bisschen zusammenklopfen, und die erste Lade ist fertig. Hämmer, hämmer. Noch ein bisschen. Hämmer, hämmer. Irgendwo hakts, da ist noch immer ein Spalt. Also etwas kräftiger draufgehämmert.......krach......die Schublade bricht in sich zusammen und ist zerstört. Ich blicke fassungslos auf mein „Werk“. das kanns doch nicht sein, was ist das für eine ******qualität? Hält nicht mal das bissi Brutalität aus. Ich versuche also zu retten, was noch zu retten ist. Leim hab ich ja genug zur Verfügung. Nun gut, grantig baue ich die restlichen 3 Laden zusammen, die wesentlich einfacher gehen, also nicht zu Bruch, sondern sich zusammenfügen lassen. Angefressen stelle ich die Laden auf die Seite und wende mich der Beschreibung zu. Was logischerweise nun als nächstes?
Ok, 2 Seitenteile sind da. Was sind das für Brettln? In der ach so tollen aufschlussreichen Beschreibung finde ich endlich deren Verwendungszeck. Das sind die Seitenteile für die Schubladen, also wo man die dann „einhängt“. Anhand der vorgebohrten Löcher kann ich sogar deren Position im Kasten später festlegen und mache mich an die Montage der Führungsschienen für die Laden. Wie geht das schon wieder? Natürlich im Beiblatt nichts zu finden. Nach zahlreichen geistigen Höchstleistungen, unterstützt mit Kaffee und Zigaretten, unterbrochen durch Pinkelpause von mir und Harry, denke ich es endlich herausgefunden zu haben und schraube die Schienen mal an. Jo, schaut gut aus.
Ergebnis also nach gut 2 Stunden: 4 Schubladen, davon eine zertrümmert und 3 Brettln mit 8 Führungsschienen. Wenn ich in dem Tempo weiterkomme, bin ich zeitgerecht zur Lieferung der Glastüre fertig. Noch hab ich meinen Humor, aber meine Euphorie lässt spürbar nach. Im gleichen Ausmaß schmerzen mich aber schon meine Knie und vor allem mein Kreuz. Na das sind ja Aussichten, wenn ich schon nach 2 Stunden w.o. gebe. Von einem fertigen Kasten bin ich noch Stunden, wenn nicht Tage entfernt. Dass das Holz nahezu genauso dunkel ist, wie der alte Wohnzimmerverbau nervt mich noch mehr. Im Prospekt war das viel viel heller. Ich fühle mich alleine, einsam und bin fertig mit der Welt. Nicht mal Möbel kann ich anständig einkaufen, geschweige denn, aufbauen.
Entnervt beschließe ich, wenigstens ein Erfolgserlebnis will ich heute noch haben. Welches Möbel soll mir also dieses Gefühl vermitteln? Ich entscheide mich für eines der drei Bücherregale. Das erscheint mir am einfachsten, 2 Seitenwände, Boden, Deckel, Rückwand – that’s it. Also Schachtel auf den Fußboden gewuchtet, die hatte gefühlte 100Kilo, wahrscheinlich warens aber eh nur 20 – keine Ahnung, da ich mein Kreuz ohnehin nicht mehr spüre, spielt das auch keine Rolle mehr. Schwer und unhandlich jedenfalls. Mal geöffnet. Auweia, Unmengen an Styroporplatten grinsen mir entgegen. Ordnungsliebend wie ich bin, schlichte ich also mal alles heraus und benötige dazu schon die halbe Fläche vom Fußboden. Dann schlichte ich erneut die Schrauben und sonstigen Kleinteile. Wozu eigentlich? Harry setzt sich ja ohnehin mitten hinein, warum auch immer. Er ist überhaupt nur im Weg und blickt mich auch ständig vorwurfsvoll an. Und wieder Unmengen an Leimtuben – braucht kein Mensch, also ich jedenfalls nicht. Und erneut die bereits bekannte und wenig hilfreiche „Beschreibung“, welche diesen Namen gar nicht verdient. Eigentlich hätten sie die genauso gut auf Chinesisch hindrucken können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Aber so ein lächerliches Regal ist doch ruckzuck aufgebaut. Nun, ruckzuck definiert sich hier als 3 Stunden, eine Nacht und nochmals eine Stunde. Also nicht durchgehend, sondern durch Depression und in Selbstzweifel verbrachte Stunden unterbrochen.
Seitenteile, Boden und Deckel sind zusammengefügt. Das ganze Ding umgewuchtet, um die Rückwand anschrauben zu können. Aufgelegt, angeschraubt. Nach 20 Schrauben komme ich drauf, dass die Platte verrutscht sein muss und nun im oberen Bereich ein 2cm großer Spalt da ist. Leider von vorne sichtbar. Also wieder alles abgeschraubt, neu justiert, neu angeschraubt. Kastl aufgestellt. Mich davor gestellt und erneut zweifel ich an meinem Können. Natürlich sieht man nun die Löcher in der Rückwand von der ersten Schrauberei. Ich bin den Tränen nahe, neue Möbel, nicht mal so billig und dann das. Da hätt ich ja gleich die alten stehenlassen können. Ich tröste mich damit, dass ich mir denke, da stehen dann ja eh Bücher drin, das sieht man nicht mehr. Trotzdem...
Letzter Schritt nach 3 Stunden für dieses eine Bücherregal die Verblendung vorne. Natürlich gibt es auch dazu keine Beschreibung. Also wieder probieren und Hirnschmalz gefragt. Natürlich mache ich es zunächst falsch, also in der falschen Reihenfolge. Und grübel über die Löcher im mittleren (fix befestigten) Fachbrett. Wozu sollen die gut sein? Dann packt mich das blanke Entsetzen. Was ich als mittleres Fachbrett ansehe, ist eigentlich die Deckplatte, gehört also oben hin. Und das obere in die Mitte. Heuuuuul, das bedeutet – alles wieder komplett auseinandernehmen. Außerdem nervt mich auch schon das pausenlose Gedudel der CD von A-ha, ich kann Foot of the Mountain schon nicht mehr hören. Mir reicht es und ich lasse alles wie es ist liegen und stehen, werfe eine Pizza in den Ofen und verziehe mich zur Bachelorarbeit. Wenigstens das kann ich.
Tag 3 (Samstag, 05.02.11): das erste Möbel stehtGutgelaunt, weil strahlend blauer Himmel und die Sonne durch die, zugegebenermaßen saudreckigen Fenster reinblitzt, mache ich mich an die Demontage meines vermurksten Regals des Vortages. Begleitet vom Endlosgesang der Gruppe A-ha geht es schneller als erwartet und macht mir Hoffnung, heute den Tagesplan, nämlich alle 3 Bücherregale fertigzubauen, erfüllen zu können.
Nach einer halben Stunde steht tatsächlich das erste Bücherregal fertig vor mir. Ich bemühe mich, über die Löcher der Rückwand hinwegzusehen und denke mir, schaut eigentlich gar nicht soo übel aus. Ich schiebe das Regal mal etwas zur Seite und mache mir gleich ein paar unschöne Kratzer in das neue Parkett. Ich ignoriere diese Tatsache und hoffe, dass nach einer gründlichen Reinigung nichts mehr zu sehen sein wird.
Nächste Schachtel auf den Boden gewuchtet, ausgeräumt – das Spiel ist bekannt. Nun schon erfahrener, geht der Zusammenbau um einiges schneller. Vielleicht hätte ich doch nicht gar so flott vor mich hinschrauben sollen, denn auch das 2. Regal ist nicht so ganz korrekt zusammengestöpselt. Diesmal habe ich zwar die Mittelplatte richtig befestigt, allerdings verkehrt. Also die Unterseite ist oben. Doch das juckt mich irgendwie wenig. Es wär nicht mein Werk, wenn nicht irgendwas „falsch“ wäre. Außerdem stehen da ja sowieso Bücher drauf.
Während meine Gnocchi vor sich hin köcheln, baue ich endlich das dritte (und letzte) Regal in einer Rekordzeit von 30min fehlerfrei zusammen. Schade, jetzt hätt ich’s gekonnt und keins mehr da.
Mit dem Mittagessen verziehe ich mich wieder in meine Wohnung und widme mich der Bachelorarbeit. Mein Erfolgserlebnis hab ich ja nun.
Tag 4 (Sonntag, 06.02.11): nächste Disziplin – TüreHeute schließe ich die Bachelorarbeit ab und kann mich nun am Nachmittag ruhigen Gewissens dem alleinigen Möbelzusammenbau widmen. Auch heute ist das Wetter traumhaft schön, die Sonne brennt ins Zimmer, sodass ich zeitweise sogar fast nackt werkel.
Da ich unbedingt das Schispringen sehen möchte, schließe ich meinen alten Fernseher im Wohnzimmer an. Kein Signal. Verdammt, haben meine Leute beim Kastenabbau doch das TV-Kabel beschädigt? Ich baue den Stecker auseinander, begutachte das Innenleben, ohne wirklich was davon zu verstehen. Latsche ins andere Zimmer, wo noch so ein Stecker ist und mache diesen zu Vergleichszwecken auf. Nein, völlig ident, an dem kanns also nicht liegen. Endlich komme ich auf die Idee, doch mal einen Sendersuchlauf machen zu lassen. Voila, das war’s und ich beginne glücklich neben den springenden Adlern (und nicht A-ha) den Karton für das TV-Regal auszupacken. Denn das hab ich mir für heute vorgenommen.
Das bekannte Spiel beginnt, Styropor auf den Haufen, Plastik auf den anderen, Karton wo noch Platz ist. Und mittendrin Harry. Mittlerweile sortiere ich die Kleinteile (Schrauben, Leimtuben, Dübel usw) gar nicht mehr, weil Harry sich ohnehin immer wieder dazwischenpflanzt und alles durcheinanderwirft. Ein kurzer Blick auf die „Beschreibung“ lässt mich ahnen, dass dieses Möbel sich etwas schwieriger gestalten wird, als die Bücherregale. Eine Türe, 2 Seitenteile, 2 Fachböden – also schon etwas anspruchsvoller. Nicht der Zusammenbau an sich, sondern die Auswahl der einzelnen Bretter in der richtigen Reihenfolge. Denn wie in den letzten Tagen schon gelernt, die Bauanleitung verdient ihren Namen nicht.
Es wäre nicht mein Projekt, wenn diesmal alles reibungslos ablaufen würde. Aber verglichen mit den Irrtümern der Regale kann ich mich durchaus schon als Halbprofi bezeichnen. Zusammengefasst habe ich beim Zusammenbau des TV-Regals lediglich die untere Bodenplatte verkehrt montiert (was natürlich wieder eine Demontage nach sich zieht) und bin mit dem Schraubenzieher in die Rückwand gedonnert, sodass ich auch dort ein Loch habe, wo keines hingehört. Noch nicht, denn ich muss sowieso ein Loch für die Kabel (TV zu DVD-Player) bohren.
Am späten Nachmittag erkläre ich das TV-Regal für fertig und mich ebenso. Harry lasse ich nur in den Garten, zum Abendgassi fühle ich mich einfach nicht mehr fähig, alles tut mir weh. Nach einer Pizza falle ich völlig erledigt schon um 21Uhr ins Bett.
Fortsetzung nächster Post, da zu langBilder:7 Wohnzimmerverbau Eiche Brutal alt
1 Schachteln, etc
2 Harry mittendrin statt nur dabei
3 - 6 Wohnzimmerverbau neu
7 Verbau alt