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Entrosten mittels Elektrolyse

Ottomar
Goldmitglied
Entrosten mittels Elektrolyse

Einführung


Rost zu entfernen artet oft in Schufterei mit Drahtbürste und Schleifpapier aus. Darüber hinaus entsteht eine Menge Staub, der sich gerne und gut verteilt.
Elektrolyse dagegen ist die gründlichste und am wenigsten zerstörende Methode zur Rostentfernung. Elektrolyse entfernt kein Metall, man benötigt keine Schleifmaschinen, Drahtbürsten, Schaber, Säuren etc.

Mittels Elektrolyse kann man also Rost von Werkzeug aus Eisen und Stahl entfernen. Für Messing, Aluminium, Kupfer oder exotische Metalle und Legierungen ist sie nicht geeignet.
Indem eine kleine elektrische Ladung von einer Batterie oder einem Batterieladegerät durch ein rostiges Metall geschickt wird, wird der Austausch von Ionen angeregt, während das Werkzeug in eine elektrolytische Lösung getaucht ist. Dadurch wandern die Rostpartikel zum Minuspol und lagern sich dort an.

Es gibt viele Möglichkeiten des Aufbaus, aber die hier dargestellte Methode ist die absolut einfachste, die mit einem Minimum an Zeit, Mitteln und Knowhow auskommt.

Zutaten

1. Ein Plastikbehälter, Volumen abhängig von der Größe des zu entrostenden Werkstücks
2. Ein Autobatterieladegerät mit zwei Ampere (oder mehr)
3. Ein einigermaßen flaches Stück Eisen, Stahl oder am besten Edelstahl; gut geeignet ist auch
biegbares Eisenblech: Dies dient als Anode (= roter Minuspol).
4. Eine Packung Natriumcarbonat (= Waschsoda)
5. Wasser; Menge abhängig vom Volumen des Plastikbehälters
6. Ein Paar Gummihandschuhe.
7. Ein nichtmetallisches Reinigungspad (z.B. die sehr feinen Scotch-Brite Pads)
8. Eine kleine (Edelstahl)drahtbürste.


Achtung: Bei der Bezeichnung der Pole und der Zuordnung der Farben Rot und Schwarz unterscheiden Elektriker und Physiker sich erheblich. Mein Tipp: Haltet Euch nicht damit auf, sondern klemmt die rote Klemme des Ladegeräts an das Opferblech, die schwarze an das zu entrostende Metallteil (Hufeisen, Metallhobel oder sonst etwas).

Das zu entrostende Teil stellt bei dieser Anordnung (bei den Physikern) die Kathode dar (= schwarzer Pluspol)


Vorgehensweise

Zuerst füllt man das Plastikgefäß mit Wasser, und zwar so hoch, dass das zu entrostende Teil später vollständig bedeckt sein wird. In das Wasser rührt man Soda ein (etwa 1 Esslöffel pro 4 l Wasser; das muss aber nicht genau stimmen).

Nun legt man die Anode in das Sodawasser, aber so, dass noch ein Ende aus dem Wasser herausragt. Bewährt hat sich ein Streifen Eisenblech, den man mehr oder weniger entsprechend der Innenform des Plastikgefäßes biegt und in das Wasser hineinstellt, wobei der obere Rand aus dem Wasser schaut.

Nach der groben Reinigung des Werkstücks mittels Drahtbürste und eventuellem Abwaschen mit Seife (wegen Ölrückständen) klemmt man den schwarzen Pluspol des Ladegeräts an das Werkstück und legt dieses so in das Wasser, dass es die Anode nicht berührt. Abstand etwa 5 cm.

Jetzt klemmt man die Kathode, also die rote Klemme des Ladegeräts, an den Teil des Blechs, der aus dem Wasser ragt.

Nach Einschalten des Ladegerätes beginnt sofort der Prozess der Entrostung. Erkennbar ist dies an den Gasbläschen, die von der Anode aufsteigen.
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Achtung: Es handelt sich dabei um geringe Mengen von Wasserstoff, der entzündlich ist. Daher keine offene Flamme neben der Elektrolyse!
Das Gefäß nicht abdecken, damit sich keine größeren Mengen an Gas sammeln können!
Am besten betreibt man die Elektrolyse im Freien, etwa in einer belüfteten Garage, dann ist sie völlig gefahrlos.

Wenn man in das Wasser hineinfasst, sollte man Gummihandschuhe tragen, denn das Sodawasser ist nicht sehr hautfreundlich. Ladegerät vorher abschalten!

Da man das Werkstück zwei- bis dreimal wenden sollte, ist es auch da notwendig, vorher das Ladegerät abzuschalten!

Sehr bald wird sich das Wasser rostrot färben. Das heißt noch nichts, denn man sollte die Anordnung schon eine ganze Weile laufen lassen. Je nach „Rostgrad“ können das 2 bis 24 Stunden sein. Sobald man sieht, dass sich an der Oberfläche des Werkstücks eine graue bis schwarze Schicht gebildet hat, ist der Prozess der Elektrolyse abgeschlossen.

Nun kann man das entrostete Eisen herausnehmen, abwaschen und mittels der Polierschwämme und einer Drahtbürste ganz leicht von den schwarzgrauen Anhaftungen befreien. Das geht im Handumdrehen, und wenn man metallfreie Pads benutzt, entstehen auch keine Kratzer an der Oberfläche.

Sollte das Werkstück noch nicht zufriedenstellend rostfrei sei, steckt man es einfach für eine weitere Runde in das Bad.

Natürlich kann man auch mehrere Teile gleichzeitig entrosten.

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Je nach dem, was man mit dem Werkstück vorhat, sollte man es nun trocknen und mit einem harzfreien Öl einreiben, da das Eisen natürlich sofort wieder zu oxidieren beginnt.(z.B. mit Kamelienöl, da dieses harzfrei ist). Will man das Eisen aber verschweißen, so sollte man auf den Oberflächenschutz vorerst verzichten.

Die Sodalösung kann man immer wieder benutzen, ebenso die Anode, bis diese völlig aufgelöst ist.

Vielleicht klingt die Beschreibung der Elektrolyse etwas kompliziert, aber es sei versichert, dass es sich um keine „rocket science“ dreht.


Ich habe bewusst auf eine Beschreibung der chemischen Vorgänge verzichtet, denn diese muss man wirklich nicht kennen, um eine Elektrolyse zur Entrostung durchführen zu können.

Viel Erfolg beim Elektronenaustausch!
6 ANTWORTEN 6

JoergC
Diamantmitglied
Gute Erklärung. Hast Du ggf. auch noch Vorher-Nachher Bilder?
Mein Favorit war bisher Zitronensäure zum entrosten.

Rookie
Silbermitglied
Super erklärt! Danke dir!

Ottomar
Goldmitglied
JoergC:
Gute Erklärung. Hast Du ggf. auch noch Vorher-Nachher Bilder?
Mein Favorit war bisher Zitronensäure zum entrosten.



Vorher-Nachher-Bilder habe ich nicht gemacht, aber wenn Du Dir die Bilder zum "Eisenvogel"-Projekt von mir anschaust, kannst Du gut erkennen, wie blitzeblank die verrostetsten Teile werden.

JoergC
Diamantmitglied
ok. Danke für den Link. Sieht gut aus.

Rainerle
Diamantmitglied
Klasse, dass Du den Thread hier rüber genommen hast. Danke Ottomar, so findet man ihn leichter. Daumen ist oben.

Maggy
Diamantmitglied
Das ist sehr interessant. Ob ich das mal brauche, weiß ich noch nicht, aber ich lese solche Sachen sehr gerne, man weiß danach mehr und kann sich oft ein viel besseres Bild machen von der Arbeit, die ein Projekt abverlangt hat.