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Wissen: Schleifgeräte - Teil 2 - Handmaschinen

Rainerle
Diamantmitglied
Oszillationsschleifer

Die Multifunktionsgeräte wie der Bosch PMF oder der Fein Multimaster arbeiten als Schleifmaschinen mit Oszillationsbewegungen. Die Schleifpapierauflage wird in stetiger schneller Bewegung nach links und rechts geführt. Der Abtrag ist hierbei höchst unterschiedlich. Man verwende beispielsweise ein bügeleisensohlen-förmiges Deltablatt. Die Wellenbefestigung befindet sich an der breiten Seite. Durch die Hin- und Her-Bewegungen des Schleifblattes ergibt sich zwangsläufig an der Spitze ein längerer Weg als in Achsennähe. Dadurch ist an der Spitze ein weitaus stärkerer Abtrag vorhanden. Allerdings ist das nicht unbedingt von Nachteil: Diese Schleifer verwendet man in der Regel um in Kanten oder an beengten Stellen wie Lamellen zu schleifen, da hier andere Maschinen nicht herankommen können. Für schnellen Arbeitsfortschritt ist der zwar eher ungleichmäßige aber dennoch hohe Abtrag willkommen. Da es sich hierbei aber um eine reine Linearbewegung handelt, können sich leicht Riefen bilden und das Schleifbild ist somit nicht so hochwertig wie bei Kreisbewegungen. Verwendet mal allerdings Eine Deltaauflage in Form eines Dreiecks bei der sich die Achse mittig befindet, kann man auch Flächen schleifen. Da man den Schleifer bei der Arbeit bewegt gleicht sich der „kurze“ Schleifweg an der Achse mit den „weiten“ Schleifwegen am Rand aus. Allerdings durch die lineare Bewegung ergibt sich nie ein wirklich gleichmäßiges und riefenfreies Schleifbild wie zum Beispiel bei einem Schwingschleifer.

Schwingschleifer

Bei diesen Schleifern wird in der Regel ein rechteckiges Schleifmittel auf eine Klettfläche an der Schleifplatte aufgebracht. Der Schwingschleifer hat eine kreisförmige Bewegung mit einem Schwingkreis in der Regel von 6 bis 2 mm. Das einzelne Schleifkorn bewegt sich folglich auf einer kleinen Kreisbahn. Der Abtrag hierbei ist sehr gering, dafür ergibt sich eine sehr feine Oberfläche. Mit einem Schwingkreis von 2 bis 3 mm und einem Schleifmittel ab P 320 kann eine leicht glänzende Oberfläche an Holz erreicht werden, die schon sehr nahe an eine gut gehobelte Oberfläche heranreichen kann. Allerdings sollte man Acht geben. Ab P 240 ist die Oberfläche bereits so glatt, dass bei weiterer Glättung Lacke oder Wachse nur noch schwer haften können. Beim Lackieren im Bereich Holzwerken wäre ein Schliff bis P 240 mehr als ausreichend. Bei Karosseriearbeiten mit Füllern und Spachteln und anschließender Hochglanzlackierung muss auf jeden Fall bis mindestens P 500 mit kleinstem Schwingkreis geschliffen werden.

Schwingschleifer mit einem Schwingkreis von größer als 3 mm verwendet man eher für einen Grobschliff, kleiner 4 mm für den Feinschliff.

Schwingschleifer werden auch als sogenannte Deltaschleifer oder auch unter dem Namen Schleifmaus - mit Schleifplatten in Formen von Bügeleisensohlen angeboten. Die Dreieckschleifer arbeiten häufig nach dem gleichen Prinzip, man sollte aber genau darauf achten, viele günstige Dreieckschleifer arbeiten nach dem Prinzip eines Oszillatorschleifers lediglich mit zwei Schleifbewegungen (links und rechts ohne Kreisform) was sich deutlich auf die Oberflächengüte auswirkt.

Exzenterschleifer

Das Schleifmittel wird wie beim oben genannten Tellerschleifer auf eine plane Schleifplatte aufgebracht. Diese Platte wird wie bei einem Schwingschleifer in eine kleine Kreisbewegungen versetzt. Auch hier gibt es Kreisbewegungen zwischen in der Regel 2 bis 6 mm Durchmesser und es wird ebenfalls wie beim Schwingschleifer zwischen Feinschliff (unter 4 mm) und Grobschliff (ab 4 mm) unterschieden.

Allerdings kommt beim Exzenterschleifer zur kreisförmigen Schwingschleiferbewegung noch eine Rotationsbewegung des kompletten Schleiftellers und das in einer exzentrischen Bewegung hinzu. Das Schleifkorn beschreibt hierbei neben der kleinen Kreise im Millimeterbereich die komplette Kreisbewegung des Schleiftellers und hinzu noch eine erweiterte Kurvenbahn durch die exzentrische Aufhängung der Schleifplatte. Die Schleifkörner legen so mit hoher Geschwindigkeit weite Strecken auf dem Werkstück zurück und erzeugen hohen Abtrag und insbesondere durch Bewegungen des Exzenterschleifers sehr plane Flächen.

Ergänzend muss hier gesagt werden, dass Exzenterschleifer in ihrer Funktionsweise von Hersteller zu Hersteller durchaus unterschiedlich arbeiten. Es gibt teure hochwertige Maschinen wie zum Beispiel den Festool Rotex mit einen schaltbaren Zwangsrotation oder ältere Geräte die früher immer eine Zwangsrotation hatten. Die Scheibe ist dabei so gelagert, dass diese auch bei höchstem Anpressdruck nicht zum Stillstand gebracht werden kann. Dadurch ist ein extrem hoher Abtrag möglich und ist zum Lack abschleifen oder wo immer ein hoher Abtrag wie ungehobeltem Holz gewünscht ist, perfekt.

Ohne Zwangsrotation dreht die Scheibe je nach Anpressdruck schneller oder langsamer. Wenig Druck - hohe Rotation, starker Druck - geringere Rotation. Allerdings hängt dies auch von der Oberfläche des Werkstücks ab. An Stellen starken Widerstandes wie Wellen oder Erhöhungen greift das Schleifmittel stärker und bremst so die Scheibe ab. Es wirkt dann die kleine Drehbewegung des Exzenters stärker als die Rotation. Dadurch entsteht an der Erhöhung der stärkere Abtrag, der zum Planen der Oberfläche führt. Umso ebener die Fläche wird, umso höher wird die Rotation. Hilfreich ist hierbei eine elektronische Drehzahleinstellung. So kann man nach Bedarf die Geschwindigkeit regulieren um ein Hoppeln des Schleifers auf teilweise rauhen oder unebenen Flächen zu verhindern. Das Hoppeln bewirkt einen extrem ungleichmäßigen Abtrag mit teils erheblichen Kratzern, die insbesondere beim eigentlichen Endschliff wieder Schleifen mit grobem Schleifpapier zur Folge hätten.

Inzwischen sind auch viele hochwertige Exzenterschleifer (und auch Schwingschleifer) mit einer Konstantelektronik ausgerüstet, so dass die Schwingbewegung unabhängig von der Oberfläche (rauh/glatt) oder dem Anpressdruck (wenig/hoch) immer konstant bleibt was dann zu einem sehr gleichmäßigen Oberflächenbild hilft. Ohne diese können stellenweise bei langsamerer Bewegung tiefere Riefen, bei schnellerer Bewegung längere aber flachere Riefen entstehen. Durch die gleichbleibenden Riefen auf der vollen Fläche entsteht ein gleichmäßiges Schliffbild, das mit nachfolgenden feineren Schleifmitteln bis hin zur Hochglanzpolitur mit Polierscheiben vollkommen spiegelglatt fortgeführt werden kann.

Exzenterschleifer der neueren Generationen haben auch häufig spezielle Schleiftellerbremsen eingebaut. Schält man diese Geräte ein, wird die Exzenterscheibe in der Rotation durch einen Reibring gebremst, so dass man den Schleifer auf das Werkstück im eingeschalteten Zustand aufsetzen kann ohne dass es anfängliche starke Riefen gibt. Konkret wird die Leerlaufgeschwindigkeit bis hin zum Stillstand der Scheibe reduziert. Setzt man den Schleifer nun auf das Werkstück auf beginnt dieser zunächst mit der Schwingung und die Rotation des Schleiftellers. Im Gegensatz hierzu würden andere Geräte mit voller Geschwindigkeit bei Berühren des Werkstückes zunächst rapide abgebremst und müssen erst wieder hochbeschleunigen. Die Folge wäre extremer Abtrag beim Aufsetzen mit Riefenbildung und eventuell sogar einer Kerbe. Die Tellerbremse ist nur bei wenig Druck und im Leerlauf aktiv. Das bewirkt zugleich auch beim ausschalten ein schnelleres Stehenbleiben der Maschine, so dass diese rascher abgestellt werden kann als eine Maschine ohne diese nützliche Bremse.

Schleifroller

Diese besonderen Schleifer (z.B. Bosch PRR 250 ES) verfügen über einen Antrieb im rechten Winkel zum Gehäuse und einer Aufnahme in die Schleifwalzen, Schleiflamellen oder Bürsten gesteckt werden können. Mit Schleifwalzen können wie an einem stationären Spindelschleifer Innenrundungen geschliffen werden. Mit den Schleiflamellen kann hoher und gleichmäßiger Abtrag erzeugt werden, der an Rundmaterialien wie Treppengeländern oder Handläufen aber auch an Profilen mit keinem anderen herkömmlichen Schleifer oder nur mit einem Linearschleifer zu erzeugen ist. Mittels Bürsten kann Holz strukturiert oder Metall entrostet werden.

Linearschleifer

Diese Schleifer arbeiten ähnlich wie Schwingschleifer, allerdings mit nur einer linearen Bewegung (vor und zurück im schneller Frequenz) Durch spezielle Schleifplatten können Innenecken aber auch Rundmaterialien und Profile in Längsrichtung sehr gleichmäßig in hoher Oberflächengüte geschliffen werden. Bei Profilen wird einfach ein gröberes Schleifpapier auf das Profil aufgelegt und der Linearschleifer mit der Schleifplatte (also ohne Schleifpapier bestückt) über das Schleifpapier geführt. So schleift sich die Schleifplatte ab bis ein exaktes Konterprofil zum später zu schleifenden Profil ergibt. Legt man nun das passende Schleifpapier auf diese angepasste Schleifplatte auf, kann das Profil perfekt ohne Formveränderung geschliffen werden oder sogar ein Profil aus einem normalen Werkstück heraus geschliffen werden. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn ein vorhandenes vielleicht teils reparaturbedürftiges Profil stellenweise ausgebessert werden muss. Man passt einfach ein passendes Holzstück ein und schleift es passend zur Kontur des vorhandenen Profiles ein.

Es empfiehlt sich dennoch um etwaige Riefen zu egalisieren, eine kurze Nacharbeit mit flexiblen Schleifpads in Schräg- oder Querrichtung.

Renovierungsschleifer

Diese Schleifer werden in der Regel zum Schleifen von großen Putzflächen oder Betonflächen verwendet. Für Putz werden stark abrasive Schleifblätter verwendet, für Beton hartmetallbestückte zum Teil auch diamantbeschichtete Metallscheiben genutzt. Das Bosch Wandbearbeitungssystem bietet zudem Metall- und Kunststoffbürsten.

Trockenbauschleifer

Zum Schliff von Verspachtelungen kommen Langschleifer oder sogenannte Langhalsschleifer/Giraffenschleifer zum Einsatz. Durch lange Handführungen können die Schleifer gut an Wänden und Decken eingesetzt werden.

Winkelschleifer

Der Winkelschleifer kann mit Schleiftellern und entsprechenden Korrundscheiben ebenfalls zum Schleifen verwendet werden. Die hohe Drehzahl erzeugt einen enormen aber leider auch schwer zu kontrollierenden Abtrag, weshalb der Winkelschleifer eher beim Entlacken bei Metallen oder beim Schleifen von Schweißnähten verwendet wird.

Geradschleifer

Diese Handgeräte sind vergleichbar mit dem bekannten „Dremel“ allerdings mit deutlich größeren Werkzeugen. Die Schleifmittel bestehen meist aus Schleifsteinen oder metallenen Fräsaufsätzen. Es sind aber auch Schleifhülsen mit Schleifpapier erhältlich. Durch die senkrecht zum Gerät austretende Achse sind die Geradschleifer weniger gut zu handhaben als ein vergleichbarer Schleifroller.

Bohrmaschinenaufsätze

Für Akkuschrauber und Bohrmaschinen gibt es Tellerschleifaufsätze die für die üblichen Anwendungen aber sehr unhandlich sind. Die vom Schleifblatt weit entfernte Handhabung verhindert ein flächig sauberes Arbeiten. Man verkantet und der Abtrag wird sehr ungleichmäßig. Hingegen können Bürsten aus Kunststoff, Messing oder Stahl sehr hilfreich zum Entrosten oder Entlacken sein.
9 ANTWORTEN 9

Janinez
Diamantmitglied
Tolle Erklärungen

Ottomar
Goldmitglied
Sehr gute Darstellung der verschiedenen Geräte, die über den Heimwerkerbedarf hinausgeht (Linearschleifer).

Dino hat natürlich auch eine Meinung in dieser Sache:

https://www.youtube.com/watch?v=lIgbP7bukF4

Rainerle
Diamantmitglied
Ach so einen Linearschleifer hätte ich als Heimwerker schon gerne, wenn ich an Stacheten von Geländern denke oder die Profile an unseren Bauernschränken und Kommoden. Hätte es deutlich einfacher gemacht. Leider eine Preisfrage. Ich denke schon länger, warum hat Bosch so was nicht zum kleinen Preis im Angebot?

Ich glaub ich muss da mal mit Dino reden.

Maggy
Diamantmitglied
Es geht weiter, prima, ich dachte zuerst schon: na war das alles? Aber so als Serie finde ich das große Klasse.

3radfahrer
Diamantmitglied
Auch dieser Wissensartikel ist interessant.

Ottomar
Goldmitglied
Rainerle:
Ach so einen Linearschleifer hätte ich als Heimwerker schon gerne, wenn ich an Stacheten von Geländern denke oder die Profile an unseren Bauernschränken und Kommoden. Hätte es deutlich einfacher gemacht. Leider eine Preisfrage. Ich denke schon länger, warum hat Bosch so was nicht zum kleinen Preis im Angebot?

Ich glaub ich muss da mal mit Dino reden.


Vollkommen richtig. Wer es für besonders ehrenvoll ansieht, Profile von Hand zu schleifen, mag das ja gerne weiterhin tun, ich wäre jedenfalls der zweite Bosch-Kunde, der sich umgehend einen grünen Linearschleifer zulegt.

Paschl
Alter Hase
gute Serie emoticon.smilie_like.title

Rainerle
Diamantmitglied



@Alle: Wenn jemand Ergänzungen oder inhaltliche Änderungen hat, gerne hier posten und ich werde an den obigen Text anhängen oder integrieren. Soll schließlich nicht nur mein „Wissen“ sein, sondern letztlich ein Nachschlagewerk von der ganzen Community sein. Also gerne bei Fehlern, Änderungs- und Ergänzungswünschen hier im Thread posten. Danke!



ferdi_007
Goldmitglied
Ich bin beeindruckt von dem Wissen, was man über solche Maschinenn haben kann.
Sehr gut recherchiertes Wissen, vorzüglich ausgedrückt und erklärt.
Wusste gar nicht daß es einen Linearschhleifer gibt, aber jetzt gibt’s schon wider ein Gerät, welches ich mir nicht anschaffen werde, aber gern hätte.