Werkzeuge für Heim & Garten
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Irgendwann der letzte Mohikaner?

Holzpaul
Goldmitglied
Die Technik im Handwerksbereich hat sich seit Jahrhunderten immer wieder modernisiert und wer nicht mit der Zeit ging, blieb über kurz oder lang auf der Strecke. Mittlerweile scheinen wir an einem Punkt angekommen zu sein wo Maschinen ganze Projekte scheinbar selbstständig herstellen. Revolutionierte noch vor einigen Jahren einige Maschinen neue Wege zur Herstellung dieser, sind es nun CNC-, Laser- und 3D-Druck-Technik die hier Einzug halten. So auch beim Heimwerken. Es gibt hier noch Einige die diese Entwicklung mit Wehmut betrachten und sich unter Umständen in handwerkliches „Back to the roots“ flüchten, weil sie ein schönes Hobby auf ihre Art ausleben wollen. Das ist immo auch gut so. Doch sollte man den Fortschritt nicht schlecht reden und den Unmut darüber in Projektkommentaren auslassen. Was mein ihr dazu?
LG Holzpaul, der mit dem Holz tanzt
17 ANTWORTEN 17

Rookie
Silbermitglied
Also ich muss ehrlich sagen, dass einige der genutzten Maschinen durchaus sinnvoll sind. Damit meine ich aber eher die klassischen wie z.B. TKS, Akkuschrauber usw.
Natürlich ist eine CNC Fräse oder ein Laser Gravierer etwas feines, allerdings hat das in meinen Augen nicht mehr viel mit Holzwerken oder ähnlichem zu tun.
Für eine Massenproduktion sind solche Geräte natürlich genau richtig. Aber als einfacher Heimwerker muss das nicht unbedingt sein.
Hat ja auch nix mehr mit Handarbeit zu tun.
Man zieht sich ein Template aus dem Netz und die Fräse macht die Arbeit. Nach einer Stunde geht man in die Werkstatt und das Ding ist fertig.

Was ich jedoch auch sagen muss ist, dass althergebrachte Werkzeuge derzeit nichts für mich sind. Damit meine ich Handhobel und Konsorten. Für die Arbeit mit solchen Geräten fehlt mir schlicht die Zeit. Aber ich glaube, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind und ich in Richtung Rente gehe, beschäftige ich mich mehr mit dem Thema. Hab ja dann eh nix mehr zu tun emoticon.wink_smile.title

Holzhugo
Alter Hase
Interessante Frage Paul. Ein eingefleischter Handwerker/Heimwerker schielt mitunter mit Argwohn auf die Technikjünger und verteufelt den Einsatz von CNC und Co. Ich sehe das entspannt und denke mir, Fortschritt ist nicht aufzuhalten und wo ziehe ich eine Grenze. Ist schon der Einsatz einer elektrischen Bohrmaschine Teufelswerk oder fängt der Unmut erst bei Einsatz einer vollelektronischen Arbeitshilfe an bei der sich das Handwerkliche Können auf das Einsetzen des Fräsers beschränkt. Ist das Programmieren einer Maschine oder das Entwerfen eines Bauplanes per Computer überhaupt noch Handwerk oder schon "Spielerei" ?
Für meinen Teil sehe ich ein Handgefertigtes Werkstück lieber und mit anderen Augen als ein Teil das die Maschine ausspuckt. Andererseits bewundere ich auch die Bastler die sich in diese elektronische Maschinenwelt so richtig reinfuchsen. Einen direkten Unmut über zu viel "Maschineneinsatz" habe ich nicht. Wenn ein Projekt vorgestellt wird bei dem der überwiegende Teil per CNC oder Laser hergestellt ist würde ich aber eventuell einen oder zwei Daumen abziehen (dies aber auch begründen)

Rainerle
Diamantmitglied
Wir hatten das Thema ja schon mal bei

Ist 3D-Druck Handarbeit, Heimwerken, Handwerken ...?

Ich setze bewusst alle drei Begriffe, denn das war der feine kleine Diskussionspunkt.

Das will ich gar nicht neu in Rede bringen, sondern vielmehr die Frage, ob das in den Projekten eine Rolle spielen soll? Ich meine ja.

Wir bauen hier jede Menge tolle Helferlein für Werkzeuge oder die Werkstatt im Allgemeinen. Ob man diese nun fräst, schleift oder druckt, ist letztlich egal. Das Ergebnis ist wichtig. Also bringt es eine Verbesserung, hat es einen hilfreichen Zweck.

Es gibt unzählige Werkstückauflagen, Bench Cookies genannt in den Projekten. Da wird gesägt, gefräst, geschliffen. Wenn man hat, könnte man diese problemlos als 3D-Drucke machen. Was wäre daran verwerflich, diese zu zeigen?

Angenommen ich nehme stattdessen einem dicken Ast, säge Scheiben herunter und klebe dann Antirutschbeläge darauf, sieht es zwar vielleicht nicht schön aus, ist dann aber ein gutes Projekt?

Ich denke, der Zweck heiligt die Mittel und wir müssen mal unseren Blickwinkel überdenken. Früher hat man mit Meisel und Mörtel Haken in der Wand befestigt. Heute bohrt man und steckt Kunststoffdübel in die Wand. Das ist der Fortschritt und da meckert auch keiner mehr. Handläufe werden von Treppenbauern heutzutage mit Dominoverbindern magnetisch unsichtbar verschraubt. Bin gespannt, wo die Technik uns noch hinführt.

Aber hier im Forum und in den Projekten ist das für mich sogar schon fast zwingend zeigenswert.

Im Gegenzug finde ich echte Handwerksarbeit wichtig zu erhalten und auch hier zu zeigen. Ein CNC-gefräster Schwibbogen ist sicher Mega hübsch anzuschauen. Wenn dieser aber von Hand mit der Laubsäge gemacht wurde ist das eine ganz andere Nummer.

Ich stehe für beides ein. Die Wertschätzung ist aber bei Handarbeit deutlich höher. Das Ergebnis muss aber bei beiden perfekt sein. Manches ist hingegen von Hand einfach nicht oder nur mit höchstem Aufwand zu machen.

In den Projektkommentaren darf jeder schreiben was er will. Und das ist auch gut so. Man kann und darf sich aber auch mal ne Kritik verkneifen.

Ottomar
Goldmitglied
Paul, Deine Frage verwundert mich etwas, denn Du bist doch einer, der einen dritten Weg geht, nämlich nicht dieses ausschließliche Entweder - Oder gewählt hat, sondern ein Sowohl - Als auch.

Und das ist gut so, und zwar aus Deiner Sicht. Ebenso muss es erlaubt, besser: geduldet, sein, sich CNC und 3D-Druck nicht zuzuwenden, und nur auf den Hobel zu setzen. Und schließlich hat jemand, dem Filamente das einzige Himmelreich bedeuten, mit seinen Projekten die gleiche Daseinsberechtigung.

Das heißt aber im Umkehrschluss, dass negative Urteile über Arbeitsweisen, die man selbst nicht nutzt, vermieden werden sollten.

Und nun verwundert mich Deine Frage nicht mehr, denn wenn es wirklich dazu gekommen sein sollte, dass jemandens Arbeit abqualifiziert wurde, weil moderne Technik verwendet wurde, dann wäre dies eine arge Missachtung der Leistung, die dahinter steht. Maschinen programmieren sich bekanntlich nicht von selbst.
Wenn ich mir aus der jüngsten Vergangenheit nur die Helferlein anschaue, die @saberlod für @Rainerle hergestellt hat, kann ich auch als Laie in diesem Bereich erkennen, dass da eine Menge Gehirnschmalz drinsteckt.

Für mich ist der Unterschied, ob ich einen fertigen Plan für eine Gartenbank oder eine Sägearbeit aus dem Netz ziehe oder ein Template für sonst etwas, so groß nicht.

Im Grunde hatten wir diese Diskussion vor einiger Zeit schon einmal unter etwas anderer Überschrift ergebnislos geführt.

Ich persönlich plädiere dafür, dass jegliche Arbeit anerkannt und fair bewertet wird, und zwar unabhängig davon, welche Werkzeuge und sonstigen Hilfsmittel verwendet wurden. Und dies sage ich als einer, der sehr häufig mit Hobel, Zugmesser, Ziehklinge und Hasenleim arbeitet.

Holzhugo
Alter Hase
@Ottomar. Gerade über deinen letzten Satz muss ich schwer nachdenken. Ja, ich kann und werde einem Kollegen Lob dafür zollen und seine Leistung anerkennen wenn er z.B. einen Laser aus zig-Komponenten zusammenbaut und sich das Hirn zermartert weil das Ding erstmal nicht so will wie es soll.
Wie bewerte ich aber objektiv und fair die Erzeugnisse aus der Maschine. Da stellt jemand seinen Schwibbbogen vor, den er per Laser ausgeschnitten hat und im nächsten Projekt hat einer das Teil mühsam und mit viel Einsatz per Laubsäge oder Deku gemacht. Der eine schaut entspannt seiner Maschine zu und der andere vergeigt 20 Sägeblätter und schleift sich einen Ast. Ich erkenne natürlich auch die Arbeit des Laserbesitzers an aber objektiv kann man da doch nicht bewerten.
Nur als kleines Beispiel (das hinken mag) ein Erlebnis aus meiner Zeit in einem Hobby-Kunstverein. Es stand ein Weihnachtsmarkt an, da hat Herr X, wohl der vielen Arbeit überdrüssig, sich einen vorgefrästen Rohling gekauft und ein wenig nachgeschnitzt und geschliffen, fertig war der Nachtwächter mit Laterne in der Hand. Dumm nur, dass der Marktleiter das Firmenschild der Rohlingerzeugerfirma unter der Figur entdeckte. Stinkhaft für die anderen Schnitzer, die hatten sich schon gewundert warum Herr X seine "Kunstwerke" für billig Geld an Interessierte verkaufen konnte, dazu massig gefakten Nachschub hatte und sie auf Ihren Sachen sitzenblieben.
(Keine Frage, so ein Vorgehen ist in der Wirtschaft/Industrie gang und gäbe aber in einem Hobbyverein?)

Ottomar
Goldmitglied
@Holzhugo

Horst, Das Beispiel ist gar nicht so schlecht, denn es zeigt einen erheblichen Unterschied zwischen den hier aktiven 3D-Spritzern und diesem Herren X. Während besagter X so tat, als habe er den Nachtwächter aus vollem Holz geschnitzt, also die anderen Mitglieder des Hobbyvereins belogen hatte, habe ich es noch nie erlebt, dass ein 3D-Drucker von sich behauptete, er habe das Filament selbstständig und mit eigenen Händen aus Erdöl geklöppelt.

In Ordnung, diese Gegenüberstellung mag auch hinken, aber sie kann doch zeigen, dass es da feine, aber bedeutsame Unterschiede gibt.

Du vergleichst Laubsäge und CNC und benutzt die Worte "mühsam" und "entspannt". Es ist klar, dass sich der CNC-Nutzer eher keine Blasen holen wird und erbeblich weniger Zeit benötigt, aber sind Blut, Schweiß und Tränen der einzig gültige Ausdruck und die wahre Vorbedingung für große oder kleine Handwerkskunst?

Ich bin mir da nicht so sicher, und Du selbst hast ja auch schon gefragt, ob die Nutzung einer elektrischen Bohrmaschine bereits Frevel sei. Da könnte man eine lange Liste aufmachen: Profilhobel vs. Fräse oder Raubank, Schrupp- und Schlichthobel vs. elektrischer Hobelmaschine usw.

Das soll jetzt bitte niemand persönlich nehmen, aber mir kommt es manchmal vor, als hingen die Betreiber der "back-to-the-roots"-Arbeitsweisen einem Ideal nach, das es so nie gegeben hat bzw. von dem sich jeder Tischler in der vorindustriellen Zeit gerne befreit hätte. Mir fällt es jedenfalls schwer zu glauben, dass Menschen, die ihr täglich Brot mit Schreinerarbeiten verdienten, nicht froh über jede Erleichterug ihrer Arbeit gewesen sein sollten.

Wolfgang111
Goldmitglied
Ihr wisst das ich durchaus für Handarbeit plädiere, das heisst aber nicht das ich keine Maschinen nutze. Währe ja auch Blödsinn. Nur mit diesen CNC-Geräten und 3D-Druckern werde ich einfach nicht warm. Was jetzt nicht bedeutet das ich die Kunst damit umzugehen nicht schätze, im Gegenteil. Nur für mich ist das nichts. Drum bleibe ich bei Handhobel, Feinsäge etc. so weit möglich, ich bin einfach der Meinung das ich sehr viel mehr von mir investiere und deshalb dann stolzer auf mich selber sein darf als wenn ich computergesteuerte Geräte verwenden würde. Möbel wie sie Ichessblumen gebaut hat liegen für mich eindeutig viel weiter vorn als wenn das jemand mit solchen Geräten gebaut hätte. Aber, das ist einzig allein mein Gusto und das kann, will und werde ich zwar für mich vertreten aber ganz bestimmt keinem aufzwingen.

3radfahrer
Diamantmitglied
Wenn es keinen Fortschritt gäbe, würden wir immer noch in Erdhöhlen wohnen. Ich bewundere die Leute die mit Laser, 3D-Drucker oder CNC-Fräser wundervolle Ergebnisse erzielen. Natürlich bewundere ich auch Handwerkskunst.

Holzhugo
Alter Hase
@Ottomar: Polemik Anfang. Natürlich sind Blut, Schweiß und sonst welche Körperflüssigkeiten kein Garant für "die" Handwerkskunst aber seit jeher haben die Handwerker eine Abneigung gegen die "Sesselfurzer" die unverschwitzt die Lohntüte vollkriegen. Polemik Endeemoticon.wink_smile.title
Persönlich würde bei dieser Diskussion auch nichts nehmen. Diskussionen sind dazu da Meinungen zu hören, die eigene Kund zu tun, zu reflektieren und gegebenenfalls auch seine Meinung zu ändern. Back to the Roots hat ja seinen besonderen Reiz. Ich glaube das sind Bastler die sich endschleunigen wollen und ganz einfach die Haptik des Werkzeuges lieben. Es hat ja schon etwas, zu spüren wie ein Hobel über das Holz gleitet und pfeift. Und wer es ganz bunt treiben will schließt sich einer "Steinzeitgruppe" an und spaltet Holz mit der Steinaxt.emoticon.teeth_smile.title